110 Jahre Frauen*kampftag
Das „Aachener Bündnis für ein Ende der Gewalt“ organisiert am 8. März um 18 Uhr eine Kundgebung am Elisenbrunnen in Aachen.
Der internationale Frauen*kampftag blickt auf eine 110-jährige Geschichte zurück. 1911 war der wichtigste Bezugspunkt das Frauen*wahlrecht, welches insbesondere von der sozialistisch-kommunistischen Arbeiter*innenbewegung erkämpft wurde. Damals war dieses Wahlrecht ein riesiger Schritt zu mehr Gleichberechtigung. Bis heute gehen Frauen* am 8. März auf die Straße, weil es notwendig geblieben ist.
In den 110 Jahren wurde vieles für uns heute Selbstverständliches durchgesetzt: Das Frauen*wahlrecht wurde eingeführt, eine juristische Gleichstellung der Geschlechter wurde – weitgehend – erkämpft, Frauen* dürfen sich scheiden lassen und müssen ihren Mann nicht mehr um Erlaubnis bitten, arbeiten zu gehen. Vergewaltigung in der Ehe wurde unter Strafe gesetzt – was bis 1997 gedauert hat.
Trotzdem sind Frauen* heute noch nicht gleichgestellt.
Frauen* sind nach wie vor nicht nur von der Lohnarbeit abhängig, sondern auch zusätzlich dem Mann untergeordnet. Sie erfahren auf verschiedenen Ebenen unterschiedliche Formen der Gewalt. Jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau* durch einen Angehörigen oder den (Ex-)Partner getötet – jeden Tag wird es versucht! Das alles ist kein Zufall. Die strukturellen Gewaltverhältnisse unserer Gesellschaft
übertragen Sorge- und Hausarbeit und die damit verbundenen Eigenschaften und Emotionen an Frauen*.
Die aktuelle Pandemie zeigt einmal mehr, dass wir von einer wirklichen Gleichstellung und Emanzipation weit entfernt sind. Die Zahl der Femizide ist weltweit angestiegen, gleichzeitig müssen Frauen*häuser wegen mangelnder Zuschüsse schließen. Durch die vermehrte Isolation im eigenen Zuhause ist partnerschaftliche Gewalt enorm verstärkt. Es sind zu einem Großteil Frauen*, die das vollkommen marode Gesundheitssystem irgendwie am Laufen halten müssen und an vorderster Linie die Versorgung der Alten und Kranken versuchen, so gut es geht sicherzustellen. Deswegen wollen wir uns dem
Wunsch nach der Rückkehr zur Normalität, wie sie vor der Pandemie gewesen ist, nicht anschließen. Denn in dieser Normalität werden Frauen* unterdrückt, ausgebeutet, geprügelt, missachtet, vergewaltigt und gedemütigt. Ihnen wird das Recht an ihrem eigenen Körper abgesprochen, wie die Diskussionen rund um die Abtreibungsgesetze beispielsweise zeigen.
Wir wollen Teil einer Gesellschaft sein, die frei von Gewalt lebt. Wir sind überzeugt, dass so eine Gesellschaft möglich ist, denn überall auf der Welt schließen sich Feminist*innen zusammen und kämpfen für eine befreite Gesellschaft.