Schwarzrote Kneipe: Griechenland, Neonazis und Selbstverwaltung

Mittwoch, 21. Mai
Autonomes Zentrum Aachen
Einlass: 18:30
Beginn: 19:00
Die Le­bens­si­tua­ti­on der Men­schen in Grie­chen­land ver­schärft sich von Tag zu Tag. Die zahl­rei­chen Maß­nah­men, von der Troi­ka dik­tiert und durch die grie­chi­sche Re­gie­rung um­ge­setzt, haben fast alle Rech­te von Ar­beit­neh­mer*innen ein­kas­siert. Eine Ju­gend wächst mit 65% Ar­beits­lo­sig­keit auf. Immer mehr Men­schen neh­men sich in ihrer Ver­zweif­lung das Leben. Das Ge­sund­heits­sys­tem ist zu­sam­men­ge­bro­chen, so lebt ein gro­ßer Teil der Men­schen mitt­ler­wei­le un­ver­si­chert. Im Bil­dungs­sys­tem sieht es nicht an­ders aus; im Win­ter ist sogar das Heiz­öl für Schu­len zu teuer und Schul­bü­cher rei­chen nicht aus. Ganz im Sinne eines ka­pi­ta­lis­ti­schen Kri­sen­ma­nage­ment wird so der Aus­ver­kauf Grie­chen­lands wei­ter vor­an­ge­trie­ben und von Pre­mier Sa­ma­ras als Er­folgs­ge­schich­te ab­ge­fei­ert. Wich­tig für den „Er­folg“ ist auch eine an­ge­mes­se­ne Re­pres­si­on: Po­li­ti­sche Ge­fan­ge­ne in Grie­chen­land wer­den immer mehr, es wer­den Ab­schie­be­la­ger und Hoch­si­cher­heits­knäs­te ge­baut- vor allem an dem Po­li­zei­ap­pa­rat wird nicht ge­spart. Nach dem Mord von Pau­los Fys­sas am 18. Sep­tem­ber 2013 hat die Re­gie­rung eine Jagd gegen die Neo­na­zi­par­tei „Gol­de­ne Mor­gen­rö­te“ an­ge­fan­gen, um die Or­ga­ni­sa­ti­on zu ver­bie­ten. Eine Jagd gegen die­sel­ben Neo­na­zis, die die letz­ten Jah­ren unter der To­le­ranz von den kon­ser­va­ti­ven Re­gie­rungs­par­tei „Nea Di­mo­kra­tia“ ihre na­tio­na­lis­ti­sche Pro­pa­gan­da ver­brei­tet haben und deren Schlä­ger­trupps auf den Stra­ßen mit Hilfe des Po­li­zei­ap­pa­rats Mi­gran­tIn­nen ver­letzt und ge­tö­tet haben. Am 21. Ja­nu­ar hat noch eine wei­te­re Tra­gö­die die Be­hand­lung von Re­fu­gees als Un­ter­men­schen Sei­tens des grie­chi­schen Re­gimes und FRON­TEX be­wie­sen. 12 Re­fu­gees, unter ihnen 9 Kin­der, sind er­mor­det wor­den, als die Küs­ten­wäch­ter der Insel Far­ma­ko­ni­si, laut Zeu­gen, die Re­fu­gees ins Meer ge­schubst haben. Doch es gibt auch po­si­ti­ve Bot­schaf­ten. Neben den Ge­ne­ral­streiks und so­zia­len Kämp­fen gegen die Spar­pro­gram­me ent­wi­ckeln sich ver­schie­de­ne Selbst­or­ga­ni­sie­rungs­pro­zes­se der Ar­beits­lo­sen, Ent­wür­dig­ten und Aus­ge­schlos­se­nen. Vie­ler­orts grün­den sich Kol­lek­ti­ve, so­zia­le Zen­tren, selbst­ver­wal­te­te Arzt­pra­xen und Stadt­teil­ver­samm­lun­gen. Die Suche nach ba­sis­de­mo­kra­ti­scher Selbst­ver­wal­tung und kol­lek­ti­ver Or­ga­ni­sie­rung ent­steht nicht nur aus purer Not, son­dern ist viel mehr als ein Lü­cken­fül­ler für den sich zu­rück­zie­hen­den Staat. Es ist ein Kampf für eine Ge­sell­schaft ohne Aus­beu­tung und Aus­gren­zung. Über all das möch­ten wir mit grie­chisch-spra­chi­gen Ge­nos­sIn­nen dis­ku­tie­ren.