Verschwörungsideologische Veranstaltung im Eurogress

UPDATE: Aufgrund von Corona, wurde die Veranstaltung mittlerweile auf den 15. November 2021 verlegt.

Dieser Artikel erschien in der zweiten Ausgabe der Zeitung ‚Tacheles‘.

Am 9. November soll im Eurogress eine Veranstaltung mit Daniele Ganser stattfinden.

Ganser ist Teil der verschwörungsideologischen Gegenöffentlichkeit. Auf KenFM, Rubikon, den Nachdenkseiten, RT Deutsch, Sputnik und Compact, welche verschwörungsideologische bzw. rechtsextreme Plattformen sind, verbreitet Ganser seine Theorien.

Er schürt bei seiner Arbeit gezielt Verschwörungstheorien. Methodisch arbeitet er hierbei viel mit manipulativen Suggestivfragen. Er „reisst Zitate und Bildquellen aus dem Zusammenhang und verschweigt alles, was nicht in sein Argument passt“[1]

Neben seinem großen Interesse, die Wahrheit über die Terroranschläge von 9/11 ans Licht zu bringen – Ganser suggeriert, ein Teil des World Trade Centers sei durch die US-amerikanische Regierung selbst gesprengt worden –, bedient er auch andere Themen. So vermutet er hinter dem Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ eine false-flag-Operation westlicher Geheimdienste und sieht die USA bzw. die CIA als Verursacherinnen des Putsches in der Ukraine und des versuchten Putsches in der Türkei.

2014 war Ganser auch Teil einer Gesprächsrunde für das Compact-Magazin, zusammen mit dem rechten Chefredakteur Jürgen Elsässer und Karl-Heinz Hoffmann, dem Gründer der 1980 verbotenen „Wehrsportgruppe Hoffmann“. Thema war das Oktoberfestattentat vom 26. September 1980, welches von einem Mitglied dieser „Wehrsportgruppe Hoffmann“ begangen wurde. Compact gilt als rechtsextreme Zeitschrift sowie Sprachrohr für AfD und die Pegida-Bewegung und wird vom Bundesverfassungsschutz als Verdachtsfall gelistet.

Deutlich zu sehen ist hier Gansers Nähe zum rechten bis extrem rechten Spektrum. Neben den Interviews mit besagten Personen nahm Ganser auch bei einem Kongress des neurechten Kopp-Verlags teil. Der Kopp-Verlag arbeitet mit anderen Verlagen zusammen, welche als Anlaufstelle für Holocaustleugner*innen gelten und bietet selbst auch antisemitische Werke an.

Eine Abgrenzung zum rechten beziehungsweise extrem rechten Spektrum ist bei Ganser dementsprechend nicht vorhanden. Vielmehr hält er sich mit Verharmlosungen des Nationalsozialismus selbst nicht zurück. So meint er: „Deutschland wird immer niedergedrückt mit dem Stichwort ‚Hitler – Nationalsozialismus‘. Das ist eine psychologische Kriegsführung, die sie schon seit vielen Jahren erleiden.[…] Und dann sage ich, man müsste eigentlich diese Verbindung ‚Deutschland – Hitler‘, die müsste man kappen und man müsste machen ‚Deutschland – Goethe‘.“[2] Damit bedient er den Mythos eines vermeintlichen Schuldkults und appelliert, ähnlich wie bspw. der Faschist Björn Höcke, an eine Revision der Erinnerungskultur in Deutschland, in der das NS-Regime nicht mehr so stark thematisiert gehört.

Auf eine Mail mit unserer Forderung, die Veranstaltung abzusagen, versucht der Eurogress sich aus der Verantwortung zu ziehen, da sie nur den Raum vermieten würden, nicht aber Veranstalter seien.

Wir sagen: Das ist zu einfach. Positionen, die dem Rechtsextremismus nahestehen oder Teil desselbigen sind, dürfen keine öffentlichen Räume zur Verfügung gestellt werden!

Deswegen bleibt unsere Forderung bestehen, die Veranstaltung mit Daniele Ganser abzusagen!

[1]https://www.republik.ch/2019/04/13/die-methode-ganser

[2]https://www.youtube.com/watch?v=9Pf5Xd9aF2w,  ab Minute 56:20, abgerufen am 16.08.2020.