Wie immer gibts bei der Schwarz-Roten Kneipe eine Küfa, günstige Getränke und Kickern für lau. Der Input ist diesmal ein Mobi-Vortrag für das No Border Camp in Thessaloniki im Juli:
Die vielzitierte Erzählung Europas klang wie ein Märchen und das glückliche Ende aller Tage: Frieden nach zwei desaströsen Weltkriegen, Völkerverständigung, Wohlstand für alle. 2016 entpuppt sich dieser Mythos als eine Farce. Die globale Systemkrise des Kapitalismus reißt historische Lücken zwischen arm und reich, das Gerede von „Demokratie“ ist nur noch Zynismus, die Europäische Integration ein schlechter Witz. In nahezu allen Regionen erstarken reaktionäre Kräfte, die Grenzen und Mauern werden wieder hochgezogen und zunehmend militarisiert. Vor allem an den Außengrenzen stauen sich in einem neuen Ausmaß immer mehr Geflüchtete aus aller Welt, deren Leid in ihren Heimatländern nicht zuletzt auf die imperialistische Politik der europäischer Staaten zurückgeht, und produzieren apokalyptische Bilder von „drinnen“ und „draußen“. Griechenland, im Sommer letzten Jahres noch von der EU mit besonders eifriger Beteiligung der Bundesregierung erpresst und abgezockt, muss wieder herhalten und kommandiert von der EU (neuerdings mit der Türkei zusammen) den Türsteher Europas spielen.
Von der Linken ist – wenn überhaupt – hauptsächlich moralisches Gerede zu hören oder (richtige) Besserwisserei zum Zusammenhang von Kapitalismus und Flucht, die aber scheinbar keine*n interessiert. Dennoch tut sich etwas; nachdem hierzulande der Hype um die Willkommenskultur etwas abgeflaut ist, gibt es unter dem Motto „No Borders“ direkte Aktionen und Solidaritätskonvois insbesondere entlang der sogenannten „Balkan-Route“. Am Beginn dieser Route stauen sich seit Monaten Tausende Refugees an der Grenze zwischen Mazedonien und Griechenland – Stichwort Idomeni.
Im Sommer dieses Jahres sollen sämtliche Aktive und noch viel mehr Menschen in Thessaloniki zusammenkommen und in die Offensive gehen: Ein Netzwerk in Thessaloniki ruft für den Juli zu einem No Border Camp auf, an dem auch Beyond Europe teilnehmen wird. Thessaloniki befindet sich in unmittelbarer Nähe zu Idomeni und zur griechisch-mazedonischen Grenze und birgt selbst sämtliche Lager für Geflüchtete sowie EU-Institutionen und andere Akteure der Abschiebung und Abschottung.