Zum ersten Mai wurde in Aachen eine kleine Kunstaktion durchgeführt, die auf die momentane Situation an den Grenzen der Festung Europas aufmerksam machen und die Leute in ihrem Alltag unterbrechen sollte. Straßen und Gässchen der Aachener Innenstadt wurden mit Flatterband, an dem Flyer angebracht waren, abgesperrt. Es konnte beobachtet werden, dass viele Leute stehen blieben und sich dieses für sie ungewöhnliche Szenario betrachteten und die ausgehangenen Flyer mitnahmen. An dieser Stelle möchten wir den Flyertext für euch dokumentieren:
Ein Gedankenspiel
Wohin gehst du gerade? Gehst du einkaufen? Brauchst du oder suchst du etwas? Oder gehst du nur in der Stadt spazieren? Du kannst dich frei bewegen in einer bekannten Umgebung, in der du dich wohl und sicher fühlst. Es liegt nur an dir, wohin es dich treibt. In den Läden gibt es alles, was du benötigst, so viel, dass es schwer wird sich zu entscheiden. Öffentliche Dienstleistungen gehören fest zum Alltag. Für uns ist das selbstverständlich, der Normalzustand. Alles, was davon abweicht, fällt sofort auf. Es gehört sogar unseren Grundrechten unser Meinung frei zu äußern und sich frei bewegen zu können.
Und jetzt stehst du hier auf deinem Weg, von dieser Barriere aufgehalten. Ein Stück Flatterband, das dir sagt, dass du nicht weiter darfst. Eine Linie, die du nicht übertreten darfst. Hier ist es einfach das Band wegzureißen und weiter zu gehen. Stände hier ein bewachter Zaun, wäre das weit aus schwieriger.
Für tausende Menschen ist dieser Zaun Realität. In Griechenland, Nordafrika und auf der „Balkan-Route“werden diese Menschen durch Zäune aufgehalten auf ihrer Suche nach einem besseren Leben in Sicherheit. Nicht wie in ihrer Heimat, wo Krisen, Krieg und Notstand zum Alltag gehören. Die meisten haben traumatisierende Situation durchlebt, wie wir sie uns kaum vorstellen können. Obwohl diese Zustände uns durch die Medien größtenteils bekannt sind, wollen viele in Europa, dass diese Menschen nicht unsere Grenzen überschreiten. Gleichzeitig leben wir in Europa in einem Wohlstand, der für den Großteil der Menschheit nur ein Traum bleibt. Wir haben das Kapital und die nötigen Ressourcen, um viel mehr Menschen zu versorgen.
Wir müssten uns nur dazu bereit erklären, zu teilen, Solidarität zu zeigen und uns einzusetzen für eine offene Gesellschaft, in der sich jeder Mensch frei und willkommen fühlt. So wie du, wenn du durch die Straßen von Aachen läufst. Wenn wir alle nur ein bisschen tun, wäre es ein einfaches die Herausforderungen der „Flüchtlingskrise“ zu bewältigen.
Deswegen fordern wir eine Öffnung der Grenzen auf dem Weg in eine Gesellschaft in der jeder Mensch die Chance auf ein gesundes, sicheres Leben hat! KEIN MENSCH IST ILLEGAL! BLEIBERECHTÜBERALL! GRENZZÄUNE ABSCHAFFEN!