Auch in der heutigen Zeit wird ein großer Teil der Reproduktionsarbeit von Frauen verrichtet. Meistens geschieht dies unbezahlt. Folglich wird dieser Art von Arbeit in unserer Gesellschaft nur ein sehr geringer Wert zu geschrieben. Das hat für Frauen konkrete Folgen . Arbeitssektoren, bei denen die affektive Arbeit im Mittelpunkt steht, sind immer noch schlechter bezahlt als andere Bereiche. Frauen bekommen für die selbe Arbeit weniger Lohn als Männer. Wenn sie sich entscheiden Kinder innerhalb einer traditionellen Familie zu bekommen, wird von ihnen erwartet, dass sie ohne Bezahlung zu Hause bleiben oder weniger arbeiten. Sie sind häufiger betroffen von Altersarmut, da die Rente sich am Einkommen orientiert. Alleinerziehende Frauen sind häufiger trotz Teilzeitarbeit Bezieherinnen von den so genannten Hartz IV Leistungen. Durch solche gesellschaftlichen Zustände haben sich Machtstrukturen innerhalb unserer Gesellschaft verfestigt, von denen ein großer Teil der Männer profitieren, während ein großer Teil der Frauen von eben diesen Mechanismen benachteiligt und in eine Abhängigkeit von Männern gestellt wird.
Dies hat Folgen bezüglich der Nutzung von unterschiedlichen Räumen. Während Männer sich hauptsächlich im öffentlichen Raum bewegen und diesen für sich nutzbar machen, werden Frauen in den privaten oder halböffentlichen Raum zurückgedrängt, der gesellschaftlich kaum Beachtung findet. Zwischen den Menschen, die diese privaten und halböffentliche Räume prägen, findet keine Vernetzung statt. So erscheinen die Reproduktionsarbeit und die damit entstehenden Belastungen und Probleme als individuelle Problemlagen. Dabei haben solche Arbeiten eine zentrale Funktion innerhalb einer kapitalistisch organisierten Gesellschaft. Denn innerhalb der Haushalte wie im privaten und halböffentlichen Raum findet Produktion statt. Es werden keine Güter produziert, wie beispielsweise Kleidung oder Autos. In den Haushalten wird Essen gekocht, getröstet, gelehrt. Alle diese Tätigkeiten dienen dazu neue Arbeiter_innen zu produzieren. So erfüllt die Kategorie Geschlecht innerhalb unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle. Durch die Konstruktion von zwei Geschlechtern – Mann und Frau – wird sichergestellt, dass sowohl Lohnarbeit als auch Hausarbeit abgedeckt werden. Gleichzeitig wurde und wird diese Vorstellung immer noch als naturgegeben angesehen. Doch das Geschlecht ist nicht natürlich. Geschlecht wird gesellschaftlich konstruiert. Dieser Vorgang der Konstruktion ist verknüpft mit Arbeit. Frauen produzieren so ihr konstruiertes Geschlecht, indem sie Hausarbeit verrichten.
An dieser Stelle möchten wir nicht fordern, dass Frauen genauso wie Männer ausgebeutet werden sollen oder die Hausarbeit innerhalb der kapitalistischen Verwertungslogik ein Wert zu geschrieben wird. Dies wird allerdings bereits in die Tat umgesetzt, indem Bereiche der häuslichen Arbeit zu Dienstleistungen umstrukturiert werden. Ein Beispiel hierfür ist die Tagespflege, bei der Kinder über den Tag von sogenannten Tagesmüttern und -vätern betreut werden und diese doch prekär für ihre Arbeit entlohnt werden. Lohnarbeit mag eine Notwendigkeit sind, wir sehen sie aber nicht als eine Strategie an, die zu einer Befreiung der Menschen führt. Wir lehnen die kapitalistische Verwertungslogik als Ganzes ab und fordern eine Überwindung jener. Doch wie kann eine solche gestaltet werden?
Natürlich haben auch wir dazu keine einfache Lösung. Es lassen sich hierzu jedoch Ansätze finden. Wir denken, dass es wichtig ist die Individualisierung von Lebenslagen zu überwinden und ins Gespräch zu kommen. Es sind Bestrebungen nötig die Idee des Privaten zu zersetzen und in Städten Räume zu schaffen, in denen Begegnung, Austausch und Vernetzung von Menschen stattfinden kann, sodass Ideen entwickelt und erprobt werden können. Darum ist auch an dieser Stelle eine zentrale Forderung das Schaffen von selbstverwalteten Freiräumen.