Schwarz-Rote Kneipe im September: Eine kurze Geschichte der Antifaschistischen AktionIm Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis

Der Kampf gegen den Faschismus bildet seit etwa 100 Jahren ein zentrales Feld linker Theorie und Praxis. Dabei ist antifaschistische Arbeit ebenso tiefgreifenden Veränderungen unterworfen wie der Faschismus selbst.

In diesem Vortrag wollen wir Schlaglichter auf zentrale Umbrüche in der Geschichte antifaschistischer Theorie und Praxis im Verlauf des letzten Jahrhunderts werfen: Das Scheitern der Antifaschistischen Aktion 1933, die Neuorganisierung der Bewegung ab 1989 und die heutige Bedrohung durch die Neue Rechte.

Welche Formen der Organisierung und Aktion waren erfolgreich – und welche sind gescheitert? Und warum? Welchen Einfluss haben innerlinke Debatten vergangener Jahrzehnte auf unsere heutige Theorie und Praxis?

Zum Abschluss möchten wir mit euch diskutieren, welche Lehren sich aus den verschiedenen Formen antifaschistischer Organisierung für unsere heutigen Kämpfe ziehen lassen.

Wie immer wird es auch ein leckeres veganes Essen gegen Spende geben. Also kommt vorbei, hört euch den Vortrag an und diskutiert mit uns.

Bis dahin!

17.09.2025 // 18:30h // DGB-Haus // Dennewartstraße 17 52068 Aachen

Kapitalismus ohne Demokratie? Eine kurze Geschichte der autoritären Formierung

Dieser Artikel soll einen Überblick über die Geschichte der BRD geben und den Erfolg der AfD aus dem Aufstieg des sogenannten Neoliberalismus und der Krisenhaftigkeit der kapitalistischen Gesellschaft skizzieren. 

Durch den Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg begann eine nie dagewesene Wirtschaftswunderzeit, angetrieben vom Kalten Krieg. Über diesen Zeitraum von vielleicht 20 Jahren hinweg wurde die Arbeiterklasse vollständig in die bürgerliche Gesellschaft integriert. Dies gelang, weil ein gewisser Reichtum – ein eigener VW und ein kleines Haus – nun auch Facharbeitern zugänglich wurde. Diese Entwicklung wurde ermöglicht durch industrielle Produktion in einem Maßstab, der nahezu Vollbeschäftigung ermöglichte. Diese Massenproduktion neuer Waren und die wesentlich bessere Bezahlung, durch hohen Organisationsgrad im industriellen Sektor, machten auch den Massenabsatz der produzierten Waren möglich, wie notwendig für dem Erfolg dieses Modells. Massenkonsum wurde mit dem steigenden Wohlstand in den westlichen Industrienationen zum Alltag. Im antikommunistischen Frontstaat BRD wurde so die deutsche Arbeiterklasse – mit der seit den 1930ern überhaupt nur ein nationales Erwachen denkbar war – gegen jegliche Form sozialistischer Experimente immunisiert. Kapitalismus auf der Siegesstraße.

Flankiert wurde die fordistische Kompromissformel zwischen Kapital und Arbeit – politische Stabilisierung durch ökonomische Teilhabe, durch eine „keynsianische“ – also auf Investition in Wirtschaft und Sozialstaat ausgerichtete – Politik, die eine relativ solide soziale Absicherung ermöglichte, welche von Sozialdemokratie und Gewerkschaften weiter vorangetrieben wurde. Dazu gehörten eindrucksvolle Errungenschaften wie z.B. die Arbeitszeitverkürzung: In den Kernsektoren von Industrie und Verwaltung wurde die Wochenarbeitszeit auf zunächst fünf Tage und zeitweise sogar auf 35 Stunden reduziert.

Alte neue Antworten auf Wirtschaftskrisen

Nach mehreren Krisen der Wertschöpfung, wurde das Wirtschaftswunder in seinen Grundlagen, den niedrigen Produktions- und Energiekosten bei hohem Absatz, erschüttert. Die Antwort der bürgerlichen Politik: „These is no alternative“. Geprägt von Thatcher wurde die „Alternativlosigkeit“ das informelle Motto einer sich auf die „Sachzwänge“ der Weltmarktkonkurrenz berufenden Politik: der Privatisierung und des Sozialabbaus. Der Klassenkompromiss von einst wurde aufgekündigt, Wohlstand wieder stärker von Arm nach Reich umverteilt und der Sozialstaat im Sinne des „Nachtwächterstaates“ umgestaltet. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, wurde der Kapitalismus, in seiner neoliberalen Ausformung, zum Ende der Geschichte erklärt. Die neoliberale Weltanschauung ist zur Jahrtausendwende in zweiter Generation von der Sozialdemokratie Europas auf Kosten vieler Errungenschaften eben dieser Repräsentanten des Sozialstaates vorangetrieben worden.

Der Umstand, dass sich seit den 1980er Jahren nicht nur in Deutschland, sondern überall in Europa sowohl Mitte-Rechts- als auch Mitte-Linksregierungen am neoliberalen Sozialabbau beteiligt haben, kann als politisch-ökonomischer Hintergrund für den, seit der Finanzkrise von 2008 noch beschleunigten, Aufstieg der extremen Rechten verstanden werden.

Wir gegen die da Oben

Seither inszenieren sich als Rechtspopulisten auftretende Faschisten weltweit als einzige echte Alternative zum herrschenden Block und operieren mit der falschen Dichotomie von einem „globalistischen“ Neoliberalismus und einer „nationalen“ Opposition, die im Namen vermeintlicher „Volksnähe“ inzwischen freilich immer öfter faschistische Krisenlösungen anbietet. Eine weitere Dimension dieses Erfolgs ist der Einfluss neoliberaler Austeritätspolitik. Immerhin belegen Studien zum Zusammenhang zwischen Sozialabbau und Wahlverhalten in Europa, dass derartige Sparmaßnahmen durchaus mit Erfolgen der extremen Rechten korrelieren. Insbesondere bei Beschäftigten mit formal geringer Qualifikation, sowie in wirtschaftlichen Krisenregionen kann der – häufig genug berechtigte – Eindruck entstehen, die wirtschaftliche Zukunft der „Abgehängten“ sei für die an Austeritätsmaßnahmen festhaltende Politik der Herrschenden nicht weiter von Interesse. Offenkundig stärkt ein solches Empfinden die Bereitschaft für jene autoritären Krisenlösungen, die sich seit längerem beobachten lässt.

Nationalsozial oder neoliberal?  

Und die Krisenlösung der AfD ist in erster Linie darauf beschränkt, der angeblichen Einwanderung in den deutschen Sozialstaat mit Grenzschließungen, Abschiebungen und Anti-EU-Politik Herr zu werden. „Unser Volk zuerst“ ist die rechte Parole der Stunde. Sichere Grenzen und härtere Strafverfolgung gibt die AfD einfach als Allheilmittel für sozialen Frage aus und lässt an die Stelle des Gegensatzes zwischen unten und oben jenen zwischen „innen“ und „außen“, Einheimischen und Zugewanderten, treten. Mithilfe einer solch nationalistischen Verkehrung der sozialen Frage definiert sich die extrem rechte „Volksgemeinschaft“ durch den Ausschluss von „Fremden“ (Geflüchtete) und „Volksverrätern“.  Der offen propagierte Verteilungskampf gegen migrantisierte Menschen ist ein Versuch, soziale Fragen nach nationaler Herkunft zu beantworten und macht den Modus einer Politik aus, die ihren im Kern prokapitalistischen Kurs mit einer imaginierten Rückkehr zur unheimlich heimeligen „Volksgemeinschaft“ bemäntelt – ohne Ausländer, ohne Linke und ohne Gendersternchen. Unterhalb des gemeinsamen Bekenntnisses zur nationalen Gemeinschaft koexistiert in der sozialpolitischen Programmatik der AfD allerdings diese „nationalsolidarischen“ Linie mit dem neoliberalen Sozialchauvinismus, für den der brutale Konkurrenzkampf um ein Fortkommen in dieser Gesellschaft immer noch das Idealbild sind und dass übrigens auch die außenpolitischen Visionen wie jeher prägt.

Die Partei als Ganzes bewegt sich ambivalent zwischen diesen beiden Polen. Diese Ambivalenz ist für die Formulierung einer „Alternative“ zu den Herrschenden sicherlich kein Hindernis, sondern eher ein Vorteil.

Kapitalismus oder Demokratie

„Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen“ – diese berühmte Sentenz Max Horkheimers aus dem Jahr 1939 wird zwar auch heute noch gelegentlich zitiert, erscheint sie doch vor dem weltweiten faschistischen Siegeszug aktueller denn je. Diese reaktionären Machtantritte greifen Sozialstaatliche Schutzmechanismen und liberale Freiheitsrechte gleichermaßen an, überall kombiniert mit dem Kampf gegen Migration. Die AfD ist fester Bestandteil dieses Rollbacks, der sich nicht gegen, sondern mit dem neoliberalen Kapitalismus formiert – spätestens die USA zeigen, wie lange unternehmerische Lippenbekenntnisse gegen Rechts und für Diversität halten.

Vor dem Hintergrund dieser politischen Katastrophe wäre gleich an eine ganze Reihe bewährter Einsichten in die Widersprüche, Halbheiten und Blindstellen liberaler Gegnerschaft „gegen rechts“ zu erinnern, die auch nur ein Verstehen des Phänomens AfD massiv erschweren und einen effektiven Kampf gegen den Faschismus von dieser Seite verunmöglichen.

Erstens sind kapitalistische Konzerne beim Geschäftemachen nicht etwa auf politische Demokratie angewiesen, sondern kommen nötigenfalls auch ganz gut ohne sie aus – einen anderen Schluss lassen bereits die von langen Blutspuren durchzogenen Geschichten von Firmen wie Bayer, Volkswagen, ThyssenKrupp und Deutscher Bank einfach nicht zu.

Mit der Demokratie hat es zweitens nicht erst nach der Errichtung einer faschistischen Diktatur ein Ende, sondern bereits heute in jedem kapitalistischen Betrieb. Über Kapital und Arbeit entscheiden nicht die Beschäftigten, sondern Profitinteressen. Chefs werden allenfalls von Aktionären gewählt und bereits einfache Widerworte gegenüber Vorgesetzten können den Job kosten.

Systeme des Ein- wie des Mehrparteienkapitalismus haben drittens nicht nur ihre scharfe Frontstellung gegen sozialistisches Eigentum gemeinsam, beide zeichnen sich auch durch die Unvermeidlichkeit sozioökonomischer Krisenprozesse, ein hohes Maß an sozialer Ungleichheit sowie durch die Tendenz zur Abwälzung von Krisenlasten nach unten aus. Viertens droht die kapitalistische Ideologie individueller „Leistung“ – Erwerbslose, „Wirtschaftsflüchtlinge“, „unwürdige“ Arme oder Menschen mit Behinderung haben davon zu erzählen – permanent in symbolische Abwertung und (zumindest latent rassistisches) Nützlichkeitsdenken umzuschlagen.

Fünftens gibt es neben der faschistischen Menschenfeindlichkeit des Ausnahmezustands auch eine kapitalistische des Normalzustands. Hiervon zeugen neben den Härten von Fabrikregime und Arbeitsdisziplin sowie den Ausbeutungsbeziehungen in der gesamten Lieferkette auch die vom kapitalistischen Wachstumsimperativ ausgehenden Gefahren für die natürlichen Lebensgrundlagen.

Sechstens schließlich legt die kapitalistisch (re-)produzierte Spaltung der Welt in Arm und Reich einen mehr oder weniger gewaltförmigen Ausschluss der Habenichtse von den Wohlstandsinseln so nahe, dass das Weltsystem bereits heute von Mauern und Stacheldrahtverhauen durchzogen ist.

Wenn „die Wirtschaft“ anders lautender Beteuerungen und Manager-Bekenntnisse zum Trotz also ganz offensichtlich auf Demokratie auch verzichten kann und damit ihren Funktionsprinzipien nach als „rechtsoffen“ erkennbar wird, müsste „die Demokratie“ konsequenterweise wohl auch auf den Kapitalismus verzichten können. Einsichten in die Notwendigkeit einer sozialen wie ökonomischen Erweiterung der Demokratie, dürften im Kampf gegen die faschistischen Demokratiefeinde jedenfalls weiterführen als die dem „kleineren Übel“ anhängenden Apologien des bürgerlich-liberalen Status quo. Eine Vorstellung einer Zukunft, in der ein gutes Leben für alle möglich ist, gilt es, der realen Dystopie entgegen, denkbar zu machen.

Der Text wurde zu erst in der Tacheles veröffentlicht.

Warum wir auf Veranstaltungen im AZ vorerst verzichten

Was tun in diesen Zeiten? Was tun wenn der autoritäre Ruck auch durch die Linke geht und unter dem Deckmantel der vermeintlichen Palästinasolidarität auch antiautoritäre Genoss*innen sich lieber dem Kampf um Völker widmen als dem um die Emanzipation jedes und jeder Einzelnen? Wir wollen gar nicht nochmal alle Fässer aufmachen, die wir, aber auch andere, in den letzten Monaten geöffnet haben. Dass gegenüber dem AZ Aachen „Zios sind Fas[c]histen – Zios raus aus linken Räumen – Free Pales[t]ine“ gesprüht wurde, ist das Ergebnis monatelanger Auseinandersetzungen in und um das AZ. Es dreht sich, wie in vielen deutschen Großstädten, um den Nahostkonflikt, um Antisemitismus, um Antizionismus und um Rassismus. Nachdem Tags wie „Zios töten“, „Antideutsche boxen/töten“, „Zios ins Gulag“ oder rote Dreiecke auftauchten (auch an Tagen, an denen das AZ nicht der Öffentlichkeit zugänglich war, also hatten die Betreffenden Zugang per Schlüssel) und wir das auch als Bedrohung gegen uns aufgenommen haben, wurde uns gegenüber kaum bis keine Solidarität entgegengebracht. Mehr noch, da man ja „keine Bullen“ sein wollte, erübrigte sich auch die Suche nach den Antisemit*innen – sofern die genannten Inhalte von der großen Mehrheit überhaupt als antisemitisch oder gewaltvoll anerkannt wurden. Unter anderem deswegen haben wir uns entschlossen, vorerst keine Veranstaltungen mehr im AZ Aachen zu organisieren.

Doch vielleicht nochmal von vorne: im AZ Aachen erschienen schon vor ca. 2 Jahren, also Monate vor dem 07. Oktober, Tags, die auf ein geschichtsrevisionistisches Weltbild von Links deuteten. „Free Gaza from German Guilt“ war dort zu lesen; eine Parole, die einige Zeit später auch in Berlin ihre Runde machte. Viel wurde über diese Parole schon geschrieben, sie lässt sich vermutlich am besten über die Debatte verstehen, die als Historikerstreit 2.0 verhandelt wurde. Hier wird über einen vermeintlich linken Geschichtsrevisionismus debattiert, welcher sich vor allem aus den (Post-)Colonial Studies und deren Debatten um die Einordnung der Shoah in ihre theoretischen Konzepte erschließt. Meist wird hier der Antisemitismus auf einen Rassismus gegen Jüdinnen und Juden reduziert.  Der idealistische und manichäische Charakter des Antisemitismus, der eine geschlossene Welterklärung darstellt und die Welt in Gut und Böse einteilt, wird verkannt. Dieser führt dazu, dass Antisemit*innen sich selbst als Freiheitskämpfer*innen verklären. Der Kampf gegen Jüdinnen und Juden wird als apokalyptischer Showdown inszeniert, an dessen Ende endlich Frieden, Freiheit und Erlösung herrschen. Für nicht wenige Linke ist der Kampf gegen den Imperialismus und den Zionismus gleichbedeutend und nur wenn dieser Kampf gewonnen würde, könne das mit dem Kommunismus/Anarchismus noch etwas werden.

Der jüdische Staat steht diesem reaktionären Emanzipationsversprechen also im Weg: Er muss beseitigt werden. So manche „Genoss*innen“ sehen im Kampf um Palästina und die Befreiung des palästinensischen Volkes den Ausgangspunkt all ihren Handelns. Und Greta Thunberg sieht in den „Kräften die Gaza bombardieren“ sogar die selben Kräfte am Werk, die die Umwelt zerstören. Ein antisemitisches Raunen geht aber nicht nur durch die ökologische Linke. Ohne freies Palästina gäbe es z.B. auch keine Befreiung der Frau. Damit werden „die Antideutschen“ oder „die Zios“ zu einem innerlinken Problem. Man wird ja eigentlich nicht mehr als Linke*r gesehen, nutzt jedoch oft genug die gleichen Räume. Die antideutschen Nestbeschmutzer wollen einfach keine Ruhe geben mit ihrer Kritik am Antisemitismus und Antizionismus. Sie müssen folglich weg. In Aachen muss Diskursiv weg, damit man die innere Einheit, die Unity der linken Szene, wiederherstellen kann. Das versucht man nicht mit öffentlicher Kritik oder Debatte, sondern mit Mobbing und Bedrohungen. In dem Wunsch nach geschlossener Einheit steckt der autoritäre Charakter, welcher keine Kritik, keine Spaltung zulassen kann und will. Eine differenzierte Linke, die sich mit (teils auch unversöhnlicher) Kritik aufeinander bezieht und die Widersprüche aushält, wird als zersetzende und zu bekämpfende Kraft gesehen.

Wir sind uns im Klaren, dass wir bei „Zios“ und „Antideutsche“ mitgemeint sind. Der Begriff „Antideutsch“ referiert schon lange nicht mehr auf eine konkrete politische Strömung innerhalb der radikalen Linken, sondern dient vor allem als Schreckgespenst und Feindmarkierung. Dabei ist es egal, dass wir (z. B. bei den eigenen Vorträgen) Hunger als Kriegswaffe verurteilen und die aktuelle, teilweise rechtsextreme israelische Regierung und ihre Kriegsführung ablehnen. Es bleibt das Raunen und das Gerücht über die Machenschaften der „Antideutschen“, welche sich, so die Vorstellung, hinter den Kulissen verschworen haben, um die gute und richtige Linke zu diskreditieren und zu unterwandern. Diese Antideutschen seien für den Nicht-Erfolg dieser „aufrechten“ und „wahren“ Linken verantwortlich. Der verschwörungsideologische Teil dieser Weltsicht ist klar: Jede Bewegung, jede Veränderung in gesellschaftlichen Zusammenhängen – auch wenn es nur die eigene bedeutungslose Szene ist – wird als Konsequenz einer Agenda von rational handelnden Akteuren im Hintergrund imaginiert.

Wir sehen in der aktuellen Gemengelage von autoritären Linken, (Post-)Kolonialen und queerfeministischen Theorien eine besorgniserregende Mischung für die Zukunft der radikalen Linken. Hier treffen Obrigkeitshörigkeit und autoritärer Charakter auf vulgär gedrehte akademische Theorien, die Betroffenen die alleinige Deutungshoheit, nicht etwa über konkrete Fälle, sondern über die Themen Rassismus und Feminismus im Allgemeinen, überträgt. Eine Mischung, die erkenntnisorientierte Debatte kaum noch zulässt, da jede nicht-geteilte Meinung als rassistisch/ sexistisch oder gar faschistisch konsequent bekämpft wird. Statt einer ehrlichen Debatte wird auf emotionale Erpressung gesetzt. Es wird geweint und geschrien, statt sich Intellektuell mit Themen und Begriffen auseinanderzusetzen. Kritisches Denken wird durch Unterwerfung ersetzt, den Betroffenen darf nicht widersprochen werden, egal in welchem Belang. Statt Genossinnenschaft wird auf klare Opferhierarchien gesetzt, welche die Mitkämpfenden auf die Position des Allys verweisen. Von dieser Position aus ergibt sich viel zu oft eine Heroisierung von Betroffenheit.

Oscar Wilde schrieb:

„Die meisten Menschen vergeuden ihr Leben durch einen ungesunden und übertriebenen Altruismus, ja, sind sogar genötigt, es zu vergeuden. Sie finden sich umgeben von scheußlicher Armut, von scheußlicher Hässlichkeit, von scheußlichem Hunger. Es ist unvermeidlich, dass ihr Gefühlsleben davon erschüttert wird. Die Empfindungen des Menschen werden rascher erregt als sein Verstand; und es ist […] sehr viel leichter, Mitgefühl für das Leiden zu hegen als Sympathie für das Denken. Daher tritt man mit bewundernswerten, jedoch irregeleiteten Absichten sehr ernsthaft und sehr sentimental an die Aufgabe heran, die sichtbaren Übel zu heilen. Aber diese Heilmittel heilen die Krankheit nicht: sie verlängern sie bloß. In der Tat sind sie ein Teil der Krankheit selbst.“

Man könnte sich die Frage stellen: Warum sich überhaupt noch als Linke*r organisieren, wenn der Aufbau von Organisationen, welche ihre Positionen in ehrlichen Debatten erarbeiten, in den Hintergrund gerät? Wenn bewusst eine angespannte und emotional aufgeladene Stimmung erzeugt wird, bei dem die Angst etwas Falsches zu sagen, eine*n Schweigen lässt? Wenn Wörter selektiv auf die Goldwaage gelegt werden, während bei an die Wände geschmierten Gewaltandrohungen mit den Schultern gezuckt wird? So sind es nicht nur die politische Dimension der Vorfälle in und um das AZ, die uns zum Weggang aus dem AZ bewogen haben. Um gegen unliebsame Gruppen und Positionen zu mobilisieren, werden Einzelpersonen, die diesen (vermeintlich) zugeordnet werden, diffamiert und diskreditiert. Gerüchte, Anschuldigungen und Vorwürfe werden in den Raum gestellt und die betreffenden Personen werden nicht einmal auf die Richtigkeit dieser Vorwürfe angesprochen, bevor sie unter der Hand weiterverbreitet werden.

Wir erwarten vom AZ Aachen im Moment nicht mehr viel. Zu genau wissen wir, wie aus markigen Redebeiträgen auf Plena erst nach Wochen, oft auch nie, Konsequenzen folgen. Dennoch sind weiterhin gute Genoss*innen im AZ aktiv, die dieser Irrationalität etwas entgegenzusetzen versuchen. Wir wünschen euch alles Gute und viel Kraft dabei! Wir erwarten aber als letzten Akt von dieser Struktur, die wir über ein Jahrzehnt maßgeblich mitgestaltet haben, eine öffentlich Stellungnahme zum grassierenden Antisemitismus/Antizionismus in ihren Räumen. Wie wollt ihr in Zukunft sicherstellen, dass diese Gewalt verhindert werden kann?

Schwarz-Rote Kneipe im Juli: Warum wir als Linke die Ukraine unterstützen müssen – Hintergründe und Beispiele direkter Hilfsmöglichkeiten

In Europa findet seit dem russischen Überfall auf die Ukraine ein Krieg statt, der 8 Jahre lang in Deutschland nur auf Desinteresse traf. Seit der vollumfänglichen Invasion, die am 24. Februar 2022 begann, reiht sich jener Krieg in die Kontinuität russischer Aggression gegen den Westen, den Imperialismus an sich sowie Neokolonialismus ein. Doch trotz der immensen Gefahr, die von Russland ausgeht, trotz der internationalen Involviertheit und trotz der deutschen Mitschuld am Leid der ukrainischen Zivilbevölkerung, reden deutsche Linke entweder uninformiert oder gar nicht über jenen Krieg. Wir wollen dem entgegentreten, Vorurteile abbauen (bspw. was es mit dem ominösen Asov-Bataillon auf sich hat) und nachskizzieren, wieso und wann Russland die Ukraine überfiel, welche Kriege Russland außerhalb der Ukraine und außerhalb Europas mitverantwortet – und zuallerletzt, und allerdringlichst: Was wir als Linke zum Frieden beitragen können. Eines vorweg: Die Waffen abzulegen und sich Russland zu ergeben ist keine Lösung. Wir schauen uns die anarchistische Gruppe „Radical Aid Force“ an und reden darüber, wie linksradikale, selbstorganisierte Hilfe sowohl an der Front als auch bei der Zivilbevölkerung ankommen kann.

Die Schwarz-Rote Kneipe im Juli findet im DGB-Haus statt. Wir freuen uns darüber, dass wir diese mit unseren Freund*innen vom Arbeitskreis Politik der katho Aachen und der DGBjugend Aachen veranstalten. Trotz anderer Örtlichkeit wird es ein leckeres, veganes Abendessen und kühle Getränke geben. Kommt vorbei! Wir freuen uns euch alle im DGB-Haus wiederzusehen.

16.07.2025 // 18:30h // DGB-Haus // Dennewartstraße 17 52068 Aachen

Statement zur Schwarz-Roten Kneipe im Juli

Wir haben uns entschieden, die Schwarz-Rote Kneipe im Juli nicht im AZ stattfinden zu lassen. Aufgrund verschiedener Vorkommnisse rund ums AZ, zu denen unter anderem schriftliche, als auch verbale Androhungen und Bedrohungen zählten, zu denen ihr euch ein Beispiel in den Slides angucken könnt, haben wir das Gefühl, die Sicherheit der Mitwirkenden der Schwarz-Roten Kneipe nicht mehr gewährleisten zu können. Deshalb wird die Schwarz-Rote Kneipe zum ersten Mal seit 12 Jahren nicht im AZ, sondern im DGB-Haus stattfinden. Dieser Schritt ist uns nicht leicht gefallen und wir müssen uns noch überlegen, wie wir in Zukunft damit umgehen wollen. Zu gegebener Zeit werden wir uns dazu und zu den genannten Vorkommnissen noch einmal konkreter äußern.

ABGESAGT – Schwarz-Rote Kneipe im Juni: Sad but true – Ivan in memory of our friend – ABGESAGT

DIE SCHWARZ ROTE KNEIPE IM JUNI FÄLLT LEIDER AUS. WIR SEHEN UNS IM JULI WIEDER!


Bei der Schwarz-Roten Kneipe im Juni zeigen wir den Film: „Sad But True – Ivan, In Memory of Our Friend“.

„Sad But True – Ivan, In Memory of Our Friend“ ist ein Dokumentarfilm über Ivan Vanya Khutorskoy. Um Ivan formierte sich eine Schutzstruktur, motiviert durch Angriffe auf Punks durch Neonazis bei Konzerten in Moskau. Die gelegentlichen geheimen Club-Konzerte entwickelten sich dank des Schutzes zu einer eigenständigen Subkultur.

Im November 2009 wurde Ivan von dem 28-jährigen Neonazi Alexey Korshunov getötet. Der Film erzählt die Geschichte eines Mannes, der für sein Engagement und für die Ideale von Güte und Menschlichkeit mit seinem Leben bezahlte.

Der Film wird in Englisch mit deutschen Untertiteln gezeigt.

Wie immer gibt es auch ein leckeres veganes Essen gegen Spende. Also kommt vorbei, schaut euch den Film an, spielt eine Runde Kicker oder diskutiert mit uns bei einem kühlen Getränk an der Theke.

Wir sehen uns.

Schwarz-Rote Kneipe im Mai: Völkisch. Katholisch. Antinationalsozialistisch??? Die Soziale Frauenschule Aachen in der NS-Zeit

In der nächsten Schwarz-Roten Kneipe wollen wir uns einem sehr speziellem Stück Aachener Stadtgeschichte widmen: Der Sozialen Frauenschule Aachen in der NS-Zeit.
Dass die Entnazifizierung Deutschlands ziemlich gescheitert ist, dürfte für euch nichts Neues
sein – das Aspekte wie das Vertuschen von Verstrickungen ins NS-System und eine domi-
nante Form der Geschichtsverleugnung auch in der Sozialen Arbeit bis in die Gegenwart ein ziemliches Problem darstellen, vielleicht schon. Dies gilt auch für die Soziale Frauenschule Aachen, an welcher bereits während der NS-Zeit auf der Burtscheider Siegelhöhe sogenannte Volkspflegerinnen ausgebildet wurden. Gemeinsam werfen wir einen Blick auf die Geschichte jener Frauenfachschule zwischen 1933 und 1945, aus welcher sich der heutige Standort Aachen der Katholischen Hochschule NRW entwickelt hat.
Ein unbequemer Teil Stadt- und Sozialgeschichte, garniert mit leckerem veganem Essen und
günstigen Getränken. Wir freuen uns auf den Vortrag von Tim Ernst!

Tim Ernst forscht und promoviert zur Ausbildungsgeschichte der Sozialen Arbeit im Nationalsozialismus.

Besonders freuen wir uns, das wir diese SRK in Kooperation mit den Genoss*Innen vom @arbeitskreis_politik_ac veranstalten.

Es wird wie jedes Mal ein veganes Abendessen gegen Spende geben.

21.05.2025 // 18:30h // AZ Aachen // Hackländerstraße 5

Lesung – Punk statt Putin, Konzert – Malou, Auflegen – Sub Pub Crew & Chopper Off Records

Das Warten hat ein Ende! Am 30.04.25 liest Norma Schneider aus ihrem Buch „Punk statt Putin“

»Punk statt Putin«-Autorin Norma Schneider stellt verschiedene Formen der Gegenkultur in Russland vor – von der Undergroundszene und feministischer Selbstorganisation über mutige Protestaktionen im öffentlichen Raum und Protestmusik bis zu queerer Literatur – und ordnet sie in ihren Kontext ein: Wie sieht der kulturelle Mainstream in Russland aus? Wie reagiert das Putin-Regime auf Gegenkultur? Was hat sich seit dem 24. Februar 2022 geändert? 
»Punk statt Putin« zeigt zwei Welten: Auf der einen Seite den immer repressiver werdenden autoritären Staat, der nicht davor zurückschreckt, kritische Künstler*innen für viele Jahre ins Straflager zu bringen. Und auf der anderen Seite oppositionelle Künstler*innen und Aktivist*innen, die sich Nischen suchen, Spielräume nutzen und kreativ mit ihrer verzweifelten Lage umgehen – auch im Exil. 

Außerdem gibt’s musikalische Unterstützung von der Sub Pub Crew, Chopped Off Records und Malou.

Einlass im AZ ist um 18.30 Uhr.

Bis dahin!

Schwarz-Rote Kneipe: Marx – Eine Einführung

Wir möchten euch herzlich zu unserer Schwarz-Roten Kneipe im April einladen. Niemand hat gefragt! Wir machen es trotzdem!

In dieser SRK wollen wir mal wieder gefährliches Halbwissen über Marx verbreiten. Diesem alte weiße Mann geht es bekanntlich darum, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“ Doch was bedeutet das konkret in der Praxis? Ist Kommunismus vielleicht doch mehr als „Sowjetmacht plus Elektrifizierung des Landes“? Ist es mehr als die Bourgeoisie zum Teufel zu jagen, die Diktatur des Proletariats oder gleich den Rückzug in den Primitivismus bzw. die Anbetung eines mysteriösen Ur-Kommunismus?

Lasst uns bei günstigem Bier und leckerem, veganem Essen streiten und debattieren. Wir kochen also wie jeden Monat ein veganes Abendessen, welches ihr vor dem Vortrag mit einem kühlen Getränk genießen könnt. Kommt rum! Wir freuen uns auf euch!

Mittwoch, 16.04.25 | 18:30 Uhr | AZ Aachen

In Gedenken an Thomas Schulz – Gemeinsame Anreise zur Demo am 29.03.25

Am 29.März fahren wir gemeinsam nach Dortmund, um dort an der Demonstration in Erinnerung an Thomas „Schmuddel“ Schulz und allen Opfern rechter Gewalt teilzunehmen. Wir fahren gemeinsam mit der Antifa cgn der Antifa Bonn und der Gruppe Polaris nach Dortmund.

Wir treffen uns in Aachen um 10:30 vor dem Hauptbahnhof.

Am 28.März 2005 wurde Schmuddel in der Dortmunder U-Bahn-Station von einem Neonazi erstochen. Die @autonome_antifa_170 und die @antifa_union_dortmund rufen dieses Jahr wieder zu einer Demonstration zum 20. Todestag von Schmuddel auf.

Den gesamten Aufruf zur Demonstration lest ihr unter: https://dortmund.noblogs.org

Kommt also am 29.März mit uns nach Dortmund.
Kein Vergeben, kein Vergessen!!