Ein Agitator in Topform, das Welthaus Aachen auf Abwegen

Stellungnahme zur anti-israelischen BDS „Info“-Veranstaltung der Aktionsgemeinschaft „Frieden jetzt!“

Am 22.11. wurde von der Aachener Aktions-gemeinschaft „Frieden Jetzt!“ ein Vortrag zum Thema BDS (Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen) veranstaltet.

Diese „Informations“- und Diskussionsveranstaltung fand im Welthaus am Bahnhof Aachen-Schanz statt und es kamen ca. 40 bis 50 ZuhörerInnen.
Der Referent Christoph Glanz von der Oldenburger BDS-Kampagne und der anwesende Vertreter der Friedensinitiative sahen sich vor Beginn der Veranstaltung dazu veranlasst, ein Lippenbekenntnis gegen querfrontlerische Betätigung abzugeben. Offensichtlich hatte den Referenten zuvor jemand auf den zweifelhaften Charakter der Aktionsgemeinschaft hingewiesen. Dies geht vermutlich auf frühere Gäste selbiger zurück, hatten sie doch 2016 Ken Jebsen nach Aachen eingeladen. Dieser Verschwörungsideologe fällt bekanntlich immer wieder durch antisemitische Äusserungen auf.

Bevor das Spektakel seinen Lauf nahm, fragte Glanz noch, ob die „anwesenden Anti-deutschen“ denn vorhätten, den Vortrag zu stören. Der BDS-Vertreter, welcher es 2016 schon auf die Simon Wiesenthal Zentrum Liste der 10 schlimmsten antisemitischen Vorfälle schaffte, würde sich wundern, wenn es denn ohne Störung und einigermaßen zivilisiert vonstatten gehen würde. Auch wenn „Israelkritiker“ seines Formats in der Regel von Zivilisiertheit wenig verstehen, geschweige denn wissen wollen, sollte er enttäuscht werden. Bis auf zwei kritische Zwischenfragen wurde die Propagandaveranstaltung eher von zu spät kommenden Gästen, oder durch wirre Zurufe seiner Fans unterbrochen, die scheinbar die antizionistische Mobilmachung kaum abwarten konnten.

Der „Vortrag“, wenn man diese Diashow des Grauens denn überhaupt so nennen konnte, hatte genau nur einen Zweck, nämlich zu emotionalisieren und unter dem Signum eines ominösen „Weltfriedens“ aufzuwiegeln. Der laut Ankündigung „ausgewiesene Kenner des Palästina-Israel-Konflikts“ ging hierbei durchaus rhetorisch geschickt vor, erklärte er am Anfang noch gefühlsduselig, dass er eben nicht tote Körper instrumentalisieren wolle, um genau das dann aber über weite Strecken seiner Show zu tun. Bild um Bild wurde gezeigt, um dazu eine dichotome Zuweisung von Recht und Unrecht, Freiheit und Unterdrückung, Opfer und Täter zum Besten zu geben. Warum und unter welchen Umständen es zu den Szenen auf den Bildern kam, wurde zweckdienlich verschwiegen und die zugrunde-liegenden Konflikte somit entpolitisiert und verschleiert.
In dem so erzeugten luftleeren Raum präsentierte Glanz Israel stets als den gesichts- und gewissenlosen Aggressor, nachdem sich das friedensbewegte Publikum so sehr sehnte. Zwar bestünde das von ihm zum Opfer stilisierte palästinensische Kollektiv auch nicht aus „Engeln“, aber jihadistische Mörderbanden sind für ihn als Reaktion auf die „Ethnische Säuberung Palästinas“ durch Israel gewissermaßen eine folgerichtige Konsequenz.

Dazu passt seine Bewertung des Raketenterrors gegen die israelische Zivilbevölkerung: In der wahnhaften Wahrnehmung eines Glanz scheint das Problem diesbezüglich primär zu sein, dass islamischer Jihad und die Hamas lediglich mit ungelenkten Raketen ihren Terror ausüben könnten.
Diese Raketen werden von Glanz dann als „an größere Feuerwerkskörper erinnernd“ verharmlost, wobei implizit doch die Ansicht mitschwingt, dass es nur der Fairness dienen würde, wenn die Jihadisten beim Versuch des Judenmordes eine größere Zielgenauigkeit und Effektivität an den Tag legen würden. Andere Formen jihadistischer Angriffe, beispiels-weise die der Messerintifada, fanden nicht mal eine Erwähnung.
Dass der Jihadismus schon vor der Staatsgründung Israels in Palästina aktiv war, dass es eine Geschichte von Judenhass durch arabisch-islamische Führer und ihrer Schergen gibt, all das erfahren die Anwesenden nicht.

Die Meisten wollen es vermutlich sowieso nicht hören. Was sie hören wollen, und was Glanz bereitwillig liefert, ist der Vergleich zwischen den Zerstörungen in Gaza-Stadt im Zuge der Kriegshandlungen 2014 und dem zerstörten Köln 1945, an das man sich doch bei den Bildern erinnert fühlen müsse. Das Motto scheint zu lauten: Opa war in Ordnung und die Juden begehen die gleichen Verbrechen gegen die Palästinenser, wie die Alliierten mit ihrem Bombenterror gegen die Hitlerdeutschen. Mit anderen Worten sind die Opfer von damals nun die Täter von heute, die die gleichen Verbrechen begehen.
Dass sich so eine Gestalt im Antifa-Shirt präsentiert, mag auf den ersten Blick zwar seltsam anmuten, verweist jedoch abermals darauf, dass Deutsche, die nach Frieden rufen, in der Regel vor allem eines sind: deutsch.
Wenn dann aus dem Publikum beim Betrachten einer angeblichen Apartheidszene aus Hebron geäußert wird, dass es dort „wie bei den Nazis“ zuginge, ist im Grunde dann ausgesprochen, was vorher impliziert wurde, auch wenn der BDS-Kampagnenleiter Deutschlands diese Äußerung als „übervereinfacht“ [sic!] scheinbar zurückweist. Gesagt ist es nun trotzdem, und die Saat vom zerstörten Köln 1945 geht auf.

Insgesamt wird klar, dass Glanz und seine Anhängerschaft entweder kein Verständnis von den Begriffen „ethnische Säuberung“, „Apartheid“ und „Genozid“ haben, oder aber sie eben ganz bewusst falsch einsetzen. Eine Zwischenfrage, die sich auf die fehlende politische Einordnung der sog. „Nakba“ bezog und kritisierte, dass Flucht und Vertreib-ungen im Zuge des arabischen Angriffskrieges 1948 als das Resultat eines böswilligen jüdischen Plans dargestellt werden, wurde vom Referent und den Fans des kollektiven Wahns im Publikum abgebügelt.

Nach 1,5 Stunden unerträglich einseitigem bis hetzerischem Geschwafel startete die Diskussionsrunde, in der kritische Fragen gestellt werden sollten. Hatten Glanz und seine Anhänger zuvor kritische Zwischenfragen mit Verweis auf diese abgewiesen, wurden nun alle Fragen nach politischen Zusammenhängen mit pseudoeloquentem Geschwafel abgetan, oder durch den Friedensmob niedergebrüllt. Ob man denn kein Mitgefühl habe, wurde den Fragenden entgegengeworfen. Wer denn schon in Israel oder „Palästina“ war wurde gefragt, ganz so, als wären Verstand und Intellekt bereits vollends abgewickelt und durch Gefühl, Betroffenheit und vermeintliche Authentizität ersetzt.
Antworten gab es keine.
Von dem angekündigten kritischen Interesse des Veranstalters gegenüber der vollkommen selektiven und zusammenhangslosen Darstellung des Konflikts war ebenfalls nichts zu hören. Die Aktionsgemeinschaft „Frieden jetzt!“ scheint sie sich im Gegenteil sehr wohl zu Eigen gemacht zu haben.

Alles in Allem war diese Veranstaltung genau das, was man hätte erwarten können: Eine Propaganda-Show gegen Vernunft und rationale Erklärungen, mit dem Ziel der Verächtlich-machung und Dämonisierung Israels. Letztendlich geht es Glanz und dem BDS auch nicht um das Schicksal der palästinensischen Bevölkerung, da sie beispielsweise die Hamas, welche seit 2006 mit eisener islamistischer Hand den Gazastreifen kontrolliert, nicht einmal erwähnen, geschweige denn ihre perfide Taktik zu verurteilen, die eigene palästinensische Bevölkerung, insbesondere Frauen und Kinder als menschliche Schutzschilde zu benutzen. Dass die PalästinenserInnen vor allem unter dem Diktat ihrer korrupten und autoritären Regime oder der Willkür und Diskriminierung der arabischen Nachbarstaaten leiden, ist ihnen im Grunde völlig egal.

Hinter dem Ruf nach Frieden verstecken sich die Mörder.

Die ganz im Sinne postmoderner Unzurechnungsfähigkeit ironisch präsentierte Formel „BDS-Gruppe gründen – Revolution – Weltfrieden“ lässt in Kombination mit den vermittelten Inhalten und Glanz‘ Fan-Gruselkabinett schon erahnen, welche Rolle Israel und jüdischen Menschen, die sich erdreisten sich selbst gegen die teils latente, teils manifeste Vernichtungsdrohung zu wehren, in seiner Vorstellung von Weltfrieden zugedacht ist.

Wir fragen uns wie es sein kann, dass hierfür Räumlichkeiten durch das Welthaus zur Verfügung gestellt wurden. Rückblickend betrachtet waren die Versuche einer sachlichen Diskussion illusorisch. Wer den Wahn teilt, der sieht ihn sowieso nicht.

Wir fordern das Welthaus Aachen dazu auf, sich zu erklären:

– Ist es im Sinne des Welthauses, dass in seinen Räumen antiisraelische
Propagandaveranstaltungen der BDS-Bewegung stattfinden?

– Teilt das Welthaus Aachen die Forderungen der BDS-Bewegung nach
Boykott, Desinvestition und der Sanktionierung Israels?

– Werden antiisraelische Veranstaltungen wie die am 22.11.2019 auch in
Zukunft im Welthaus Aachen stattfinden können?

Kein Fußbreit dem wahnhaften Antizionismus, gegen jeden Antisemitismus!

Warum wurde 1948 kein arabischer Staat gegründet?
http://www.matthiaskuentzel.de/…/warum-wurde-1948-kein-arab…