Schwarz-Rote Kneipe: Anarchistische Staatskritik

Wir alle haben es schon einmal gehört: die Anarchist:innen sind gegen den Staat.
Mal wollen sie in zerschlagen, mal abschaffen, mal überwinden.
Während für die Anhänger des Staates, egal ob sie ihn als sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaat, als konservativen Ordnungsstaat oder liberalen Minimalstaat denken klar ist, dass es den Staat braucht und dass die Alternative nur ein auf Gewalt basierendes Chaos sein kann, haben Marxist:innen einen andere Kritik.
Einerseits geben sie vor das Ziel, die Staatenlose Weltgemeinschaft zu teilen, andererseits sehen sie im Staat ein neutrales Instrument dessen sie sich nur zu bemächtigen brauchen um den Kommunismus einführen zu können. Und dann stirbt der Staat irgendwie ab.
Aber was ist eigentlich anarchistische Staatskritik genau?
Anarchist:innen wenden sich von jeher gegen jede Ausbeutung und gegen jede Unterdrückung des Menschen durch den Menschen. In diesem Sinne ist anarchistische Staatskritik nur ein Aspekt der Verhältnisse, die umgestürtzt werden sollen. „Der Staat“ ist ein Knotenpunkt in dem Geflecht, das Ausbeutung und Unterdrückung möglich möglich macht. Aus der Kritik entstand ein facettenreiches Verständnis vom „Staat“. Es beinhaltet unter anderem ökonomische, soziale und kulturelle Aspekte. Außerdem ist „der Staat“ auch immer umkämpftes Terrain, was sich in der jeweiligen Gewichtung niederschlägt.

Rudolf Mühland wird einführend auf einige Aspekte anarchistischer Staatskritik eingehen und sie kurz umreissen. Anschliessend ist Zeit einige Punkte in der Diskussion zu vertiefen oder weitere Punkte einzubringen.

Wie jeden Monat kochen wir ein veganes Abendessen, welches ihr vor dem Vortrag mit einem kühlen Getränk genießen könnt. Kommt rum 🙂

Mittwoch, 19.03.25 | 18:30 Uhr | AZ Aachen

Redebeitrag Tag gegen Gewalt an Frauen 25.11.2025 – Antifeminismus

Dieser Text dokumentiert unseren Redebeitrag auf der Demonstration am 25. November 2024 in Aachen, dem Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Diese Demonstration wurde von unseren Genossinnen vom Bündnis für ein Ende der Gewalt organisiert.

Antifeminismus der Neuen Rechten

Was wir derzeit erleben, ist ein antifeministischer Rollback in nahezu allen westlichen Demokratien und darüber hinaus. Dies hängt unmittelbar mit dem Erfolg der Neuen Rechten zusammen, deren Antifeminismus zentraler ideologischer Bestandteil und trotz aller sonstigen Differenzen länderübergreifend feststellbar ist.

Der Kampf gegen Gewalt an Frauen wird immer mehr ein politischer Abwehrkampf gegen  die Gefahr von Rechts. Und angesichts der erneuten Wahl eines Vergewaltigers und Rassisten zum US-amerikanischen Präsidenten erscheinen solche Kämpfe gleichzeitig notwendiger wie auch hoffnungsloser.

Ein Blick nach Russland zeigt eine neue Stufe dystopischer Entwicklungen im antifeministischen Kampf der Rechten. Dass Frauen selbstbewusst für ein Leben ohne eigene Kinder einstehen wollen, soll neuerdings aus der russischen Öffentlichkeit getilgt werden, notfalls mittels horrender Geldstrafen. In keinem Film und keiner Serie sollen mehr Lebensmodelle dargestellt werden dürfen, die nicht einem heteronormativen Bild von Mann, Frau und möglichst vielen Kindern entspricht. Kinder gebären gilt nun als patriotische Pflicht und offenbart einen weiteren völkischen Turn im faschistischen Regime Russlands. Weiterlesen

Redebeitrag – Die radikale Linke und der Zionismus – 6.10.24 in Köln

Wir dokumentieren hier unseren Redebeitrag auf der Demonstration „Ein Jahr nach dem 7. Oktober – Antifa heißt Israelsolidarität“ in Köln am 6. Oktober 2024. Der Redebeitrag setzt sich mit dem Antizionismus der radikalen Linken (in Deutschland) auseinander:

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,

Wir stehen hier fast genau ein Jahr nach den antisemitischen Überfällen der Hamas und ihrer Verbündeten auf die Zivilbevölkerung Israels. Über 1000 Menschen starben – weitaus mehr wurden verletzt. Unsere Gedanken sind bei den verbliebenen Geiseln, sie müssen so schnell es geht freikommen!

Doch unser Redebeitrag handelt nicht von den Opfern dieses Anschlags. Wir wollen auf das schwierige Verhältnis von Zionismus und radikaler Linke schauen. Zwei linke Gruppen – die PFLP und die DFLP – hatten sich an dem Massaker beteiligt. Die teils islamistischen Antiisrael-Demos im Westen werden von Linken mitgetragen oder organisiert. Und im deutschsprachigen Raum wurde und wird kein politischer Konflikt innerhalb der Linken mit so einer Härte, verbal wie auch tätlich, geführt.

Moishe Postone schrieb mal über die deutsche Linke, dass keine Linke so israelfreundlich war, wie sie nach dem Sechstagekrieg antizionistisch wurde. Kurz nach der Gründung Israels konnte man noch viel mit den sozialistischen Ideen der Pioniere des Staates anfangen. Man hatte noch bewusst vor Augen, was der Antisemitismus in Europa, ausgehend von Deutschland, für katastrophale und genozidale Auswirkungen angenommen hatte. Die Deutschen waren fast erfolgreich gewesen das europäische Judentum zu vernichten, gleichzeitig hatten die anderen Nationen den jüdischen Flüchtlingen nur bedingt Asyl gewährt. Aber als sich die Neue Linke in den 1960ern langsam formierte, kamen auch schon andere Stimmen zu Wort. Die Abgrenzung zu den Eltern und die Frage nach ihrer Rolle im NS nahm zwar bis dahin eine wichtige Rolle in der Identität junger Linker ein. Als der internationale Kampf an Einfluss gewann, wurden Vietnam und Palästina als Identifikationspunkte jedoch immer wichtiger. Weiterlesen

NORMAL – Eine Besichtigung des Wahns

Ein Abend gegen die Instrumentelle Vernunft!

Pandemie, Klimawandel, Kriege, die Steuererklärung, der Verkehrsstau – Krisen über Krisen, und kein Ende in Sicht. Die einen fliehen in den Verschwörungsglauben oder gleich vollends in den Faschismus. Sie sind die Endzeit-Krieger in Tierkostümen, folgen QAnon bis ins Capitol. Sie sind die Aluhut-Trägerinnen, die gegen Chemtrails und Impfzwang demonstrieren. Es sind die Incels, die Reichsbürger, die Kämpfer gegen den »Great Reset« und den »Großen Austausch«. Die anderen halten am gesunden Menschenverstand fest. Sie verteidigen den Experten gegen den Scharlatan, die Vernunft gegen den Wahn. Sie sind fleißig, halten Nationen und Eigentumsordnung für so natürlich, wie dass der Starke den Schwachen besiegen muss. Sie wissen, dass Kollateralschäden nicht schön, aber unvermeidbar sind: Die Hungernden, die Obdachlosen, die Erfrierenden in jedem Winter, die Ertrunkenen im Mittelmeer. An Horoskope glauben sie nur, wenn die ihnen raten zu tun, was die Gesellschaft von den Menschen ohnehin verlangt. Ihre Vernunft ist eine instrumentelle, Vernunft im Dienste der Unvernunft. Es geht nur um das Wie, nicht um das Wofür. Effektivität ersetzt jeden Gedanken an eine menschenfreundliche Einrichtung der Welt. Erlaubt ist selbst im Denken nur, was nützlich ist. Lebenswert ist nur, wer produktiv ist. Normal ist, wer gesund ist und arbeiten kann. Der Weg von Selbstoptimierung zu Eugenik ist kürzer als das Laufband im Fitnessstudio: instrumentell-vernünftig und mörderisch-wahnhaft zugleich. Das ist die Normalität, die die Demokrat*innen verteidigen, auch gegen die Rechten, die für ein neues, noch unmenschlicheres »normal« eintreten. Und alle feiern den normalen Menschen, den schlichten, hart arbeitenden, der von Intellektuellen, Lifestyle-Linken und Eliten verraten wurde – was bloß dem zynischen Zweck dient, die gesellschaftliche Stellung der Subalternen zu verewigen. Überhaupt ist die Normalität, die in jeder Krise als rasch Wiederherzustellende versprochen wird, eine trostlose Hoffnung. Denn der Normalzustand, »dass es so weitergeht«, ist die eigentliche Katastrophe. Auf Bühne und Leinwand besichtigen wir den ganz normalen Wahn und den Wahn der Normalität, das Pathogene im Normalen, und das Irrationale, das aus diesem erwächst. Es wird so witzig, wie Adornos Stahlbäder lustig sind.

Tickets könnt ihr unter tickets@grenzlandtheater.de bestellen oder bar an der Abendkasse kaufen. Eine Karte kostet 7€ und vergünstigt 5€. Wir freuen uns darauf mit euch einen Abend im Grenzlandtheater zu verbringen. Bei Fragen schreibt uns gerne eine Mail.

27.03.2025 // 20:00h // Grenzlandtheater

Schwarz-Rote Kneipe: Von falscher Gleichheit und Differenz – Über Antifeminismus als Ideologie

Spätestens seit der Silvesternacht 2015 in Köln sorgen sich konservative bis extrem rechte Akteur*innen um die Sicherheit von Frauen und Mädchen. Dabei geht es ihnen aber immer nur um das Wohlergehen bestimmter Frauen. Ähnlich verhält es sich mit weiblicher Selbstbestimmung, wie Debatten rund um Schwangerschaftsabbrüche zeigen. Frauen dürfen nur dann selbstbestimmt agieren, solange es dem Standort Deutschland oder eben dem Deutschen Volkskörper dient. Hinter diesen Debatten verbirgt sich jedoch mitnichten ein verquerer Feminismus, sondern viel mehr ein handfester Antifeminismus, der durchaus anschlussfähig zu sein scheint. Weiterlesen

Schwarz-Rote Kneipe: Zionismus und radiale Linke

Über den Begriff des Zionismus wird aktuell viel gestritten. Dabei sind die Fronten sehr verhärtet. In den meisten Fällen verrät die Begründung der Positionierung mehr über die Ideologie des Sprechenden, als über die Idee selbst. Der Vortrag soll einen Raum eröffnen sich m|t dem Begriff und seiner Geschichte befassen zu können. Dabei soll ein besonderer Schwerpunkt auf dem Verhältnis von der radikalen Linken zum Zionismus gelegt werden. Und was hat das ganze mit Islamismus zu tun? Im Anschluss an den Vortrag wird es die Möglichkeit zur Diskussion geben.

Wie jeden Monat kochen wir ein veganes Abendessen, welches ihr vor dem Vortrag mit einem kühlen Getränk genießen könnt. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im neuen Jahr. Bis dahin!

Mittwoch, 15.01.25 | 18:30 Uhr | AZ Aachen

Diskursiv Jahresabschluss: Oecher Weihnachtsmarx!

Am Samstag, den 21.12.24
ist Oecher Weihnachts-MARX!
Um 19.00Uhr geht’s los im AZ!


Wir haben einiges vorbereitet:
Freut euch auf unvergleichliche Bands wie  Hörzu, Missratene Töchter, Globoli, Auflegerei von Agathe Power und DJ Dagegen und einer spannenden Lesung von Norma Schneider aus ihrem Buch „Punk statt Putin“!

Außerdem gibt’s den großartigsten veganen Weihnachtsbraten mit Klößen und Rotkohl und noch einige Überraschungen!

Kommt vorbei und bringt eure Genoss*Innen mit!

Zu allen Bands und der Lesung könnt ihr euch hier die Ankündigungstexte durchlesen: Weiterlesen

Schwarz-Rote Kneipe: Dein Bauch gehört mir – Zum patriarchalen Kern des Autoritarismus

Es war ein politisches Erdbeben, als der Oberste Gerichtshof der USA am 24. Juni 2022 Roe vs. Wade aufhob. Das Grundsatz­urteil garantierte bis dato das Recht auf Abtreibung. Die Entscheidung war jedoch nur der vorläufige Höhepunkt einer langen Entwicklung und kam nicht überraschend. Genauso wenig ist es Zufall, dass die autoritären Bewegungen, die weltweit auf dem Vormarsch sind, als erstes die Rechte von Frauen und Queers attackieren. Es geht dabei nicht um religiöse Gefühle oder Identitätspolitik, sondern um den Beginn eines autoritären Umbaus der Gesellschaft – denn Geschlechterverhältnisse und autoritärer Charakter sind eng verknüpft. Der Vortrag gibt einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen sowohl in den USA als auch in Deutschland und zeigt auf, was Patriarchat und Autoritarismus miteinander zu tun haben.

Larissa Schober war Redakteurin bei der iz3w. Sie ist freie Journalistin und promoviert zum Verhältnis von Erinnerungskultur und Nationalismus.

Neben dem Vortrag wird es auch ein veganes Abendessen geben. Kommt vorbei, trinkt ein kühles Getränk an der Theke mit uns, hört euch den Vortrag an oder spielt eine Runde Kicker.

Besonders freuen wir uns, dass diese Schwarz rote Kneipe mit unseren Genoss*innen vom Bündnis für ein Ende der Gewalt veranstalten und mit Unterstützung der Rosa Luxemburg Stiftung Nordrhein-Westfalen.

Schwarz-Rote Kneipe im November: Prostitution als Brennglas der Verhältnisse – Ein Versuch feministischer Prostitutionskritik

In aktuellen Debatten wird heftig darüber gestritten, ob Prostitution eine Arbeit, wie jede andere sie oder eben nicht. Doch es wird in diesem Zusammenhang selten gefragt, was Arbeit im Spätkapitalismus überhaupt kennzeichnet und wie sich die Formen der spätkapitalistischen Arbeit auf das bürgerliche Subjekt auswirkt. Walter Benjamin schrieb: „Je mehr sich die Arbeit der Prostitution nähert, desto einladender ist es, die Prostitution – wie das seit langem im Argot der Huren geschieht – als Arbeit zu bezeichnen.“ Der Vortrag versucht Antworten auf die Fragen zu finden, was wird in der Prostitution verkauft und wie wird in ihr gearbeitet? Weiterlesen

„Mina – Der Preis der Freiheit“: Filmvorführung mit Diskussion

Der Dokumentarfilm „Mina – Der Preis der Freiheit“ porträtiert die iranische Menschenrechtsaktivistin Mina Ahadi, die sich seit Jahrzehnten gegen Hinrichtungen und Steinigungen im Iran einsetzt und dadurch selber zur Gegnerin des Regimes wurde. Mit zahlreichen Kampagnen hat sie die Weltöffentlichkeit auf die grausame Tötungspraxis des Irans aufmerksam gemacht und damit viele Menschen vor der Steinigung gerettet.
Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist dennoch in weiter ferne. Frauen und Angehörige der LGBTIQ-Community werden weiterhin vom iranischen Regime massiv in ihren Freiheitsrechten eingeschränkt. Die Filmvorführung gibt einen Einblick in den politischen Aktivismus Mina Ahadis gegen das iranische Regime. Sie erzählt von ihren Erfolgen und Misserfolgen im Kampf gegen die Todesstrafe und ihren Einsatz für die Rechte von Frauen, LGBTIQ-Personen und Ex-Muslim*innen.

Ort: Autonomes Zentrum Aachen, Hackländerstr. 5, 52064 Aachen
Zeit: Einlass 18:30 Uhr; Beginn: 19:00 Uhr

Die Filmvorführung findet in Kooperation mit dem Bündnis für ein Ende der Gewalt und finanziell gefördert durch die Rosa Luxemburg Stiftung NRW statt.