Schwarz-Rote Kneipe im Mai: Völkisch. Katholisch. Antinationalsozialistisch??? Die Soziale Frauenschule Aachen in der NS-Zeit

In der nächsten Schwarz-Roten Kneipe wollen wir uns einem sehr speziellem Stück Aachener Stadtgeschichte widmen: Der Sozialen Frauenschule Aachen in der NS-Zeit.
Dass die Entnazifizierung Deutschlands ziemlich gescheitert ist, dürfte für euch nichts Neues
sein – das Aspekte wie das Vertuschen von Verstrickungen ins NS-System und eine domi-
nante Form der Geschichtsverleugnung auch in der Sozialen Arbeit bis in die Gegenwart ein ziemliches Problem darstellen, vielleicht schon. Dies gilt auch für die Soziale Frauenschule Aachen, an welcher bereits während der NS-Zeit auf der Burtscheider Siegelhöhe sogenannte Volkspflegerinnen ausgebildet wurden. Gemeinsam werfen wir einen Blick auf die Geschichte jener Frauenfachschule zwischen 1933 und 1945, aus welcher sich der heutige Standort Aachen der Katholischen Hochschule NRW entwickelt hat.
Ein unbequemer Teil Stadt- und Sozialgeschichte, garniert mit leckerem veganem Essen und
günstigen Getränken. Wir freuen uns auf den Vortrag von Tim Ernst!

Tim Ernst forscht und promoviert zur Ausbildungsgeschichte der Sozialen Arbeit im Nationalsozialismus.

Besonders freuen wir uns, das wir diese SRK in Kooperation mit den Genoss*Innen vom @arbeitskreis_politik_ac veranstalten.

Es wird wie jedes Mal ein veganes Abendessen gegen Spende geben.

21.05.2025 // 18:30h // AZ Aachen // Hackländerstraße 5

Für das Recht auf Faulheit – Von der Befreiung der Menschen nicht der Arbeit

Ein hoch auf die Arbeit!

Am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, wird wieder der Ruf nach „Arbeit für alle!“ ertönen und auch innerhalb der Linken, zumindest der gewerkschaftlichen, scheint der größte Skandal nicht das Ausbeutungsverhältnis im Kapitalismus, sondern, dass der Kapitalismus nicht für jeden einen Arbeitsplatz bereithält. Arbeitsplätze sollen demokratisiert werden und die Lohnarbeit eine Erfüllung bringen. Zur gleichen Zeit verklären sich auf Lenin, Bebel und ähnliche orthodox marxistischen Denker beziehende Linke anstrengende (körperliche) Arbeiten und die sie ausführenden Arbeiter*innen zu ihrem revolutionären Subjekt. Dabei sind sie dafür blind, wie Subjekte innerhalb dieser Verhältnisse zugerichtet werden, und dass ihre Verklärung wenig Revolutionäres oder gar Befreiendes hat. Alle sollen wir arbeiten, denn schon Luther und die Bibel wussten, dass wer nicht arbeitet auch gefälligst nicht Essen soll. Auf der Grundlage einer solchen christlichen Idee sollen die Arbeiter*innen gefälligst nicht murren, während Friedrich Merz zusammen mit der SPD dem acht Stunden Tag zu Leibe rücken will. Schließlich können doch auch an dieser Stelle für Arbeitnehmer*innen und -geber*innen Potenzial liegen.

Von Schlechten Mächten wunderbar geborgen? Oder von gemachten Verhältnissen umgeben?

Bei all diesen Debatten erscheint die Lohnarbeit im Kapitalismus als etwas Natürliches, Unausweichliches und weniger als etwas von Menschen-Gemachtes und somit als etwas Gewordenes. Vergessen ist die Geschichte des Kapitalismus und die ursprüngliche Akkumulation, die (Lohn-)Arbeit, wie wir sie heute kennen, und die Gewalt, die zu ihrer Etablierung notwendig war, hervorbrachte. Diese ursprüngliche Gewalt führte zum „doppelt freien Arbeiter“, er ist einerseits frei von Produktionsmittel, hat also nur seine Arbeitskraft anzubieten, und frei mit jedem ein Arbeitsvertrag einzugehen, um seine Arbeitskraft für seinen Lebensunterhalt zu veräußern.

Der Arbeitsvertrag wird auch in Zeiten zunehmender Arbeitslosigkeit und Prekarisierung nicht in Frage gestellt, sondern das Unterschreiben von jenem erscheint als fast religiöser Akt. Gott sei Dank, man gehört zum produktiven Teil der Gesellschaft. Adorno weist darauf hin, dass der Arbeitsvertrag wie ein Segen wirkt. Dieser ist nicht wie im religiösen Sinne ideell, sondern materiell. Die Auszahlung des Lohns zum Beginnen eines jeden Monats, die mit dem unterschriebenen Arbeitsvertrag einhergeht, ermöglicht den Konsum, mit welchem sich die Menschen selbst erhalten müssen.

Zur gleichen Zeit bildet jener die Grundlage eine Vergleichbarkeit der Menschen untereinander. Diese abstrakte Gleichheit schafft eine konkrete Ungleichheit, denn nicht alle Tätigkeiten werden in der Gesellschaft gleich entlohnt. So erscheint die Tätigkeit eines Managers wichtiger als die einer Reinigungskraft. Unter diesem Prinzip der Gleichheit entwickeln Menschen das, was Adorno mit Lukács ein „notwendig falsches Bewusstsein“ nennt. Es ist falsch, weil es eine falsche Deutung der Realität darstellt, und notwendig, weil es der falschen gesellschaftlichen Realität entspricht, innerhalb ihr Sinn ergibt und Menschen dieses Bewusstsein entwickeln müssen, um im Bestehenden überleben zu können. 

Die Grundlage des „notwendig falschen Bewusstseins“ ist eine Erfahrung von Entfremdung, die alle Menschen in unserer Gesellschaft machen. Diese Erfahrung hat vier Dimensionen. Arbeiter*innen stellen Güter her, die ihnen nicht gehören und ihnen äußerlich sind. Sie sind entfremdet von dem Produkt ihrer Arbeit. Das von ihnen Produzierte dient nicht der Befriedigung der eigenen Bedürfnisse, sondern der Mehrwertproduktion ihres Arbeitgebers. Sie sind von ihrer Tätigkeit innerhalb der Arbeit entfremdet. Arbeit als entfremdete Tätigkeit verändert das Bewusstsein und die Bedürfnisstruktur der einzelnen Individuen. Im Kapitalismus arbeiten Menschen, um in ihrer Freizeit zu konsumieren und sich so zu erhalten. Der Mensch entfremdet sich von sich als Menschen. Diese drei Entfremdungserfahrungen führen dazu, dass die Menschen sich selbst, ihre Umwelt und ihre Mitmenschen als Waren[1] , also als käuflich, und Elemente des Kapitalismus wahrnehmen. Das Kapitalverhältnis wird als ein natürliches wahrgenommen. Es erscheint ihnen als ein Verhältnis von Dingen und nicht wie das von Menschen. Die Arbeiter*innen entfremden sich von einander.

Die Art und Weise wie Menschen sich zu einander in Verhältnis setzen, hat Auswirkungen darauf, wie wir leben, lieben, streiten und kämpfen. Am Beispiel von feministischen Kämpfen lässt sich diese Misere, in der wir stecken, gut verdeutlichen. Wenn heute von der Befreiung der Frau gesprochen wird, so ist damit nicht die Emanzipation der Frau aus den Verhältnissen heraus gemeint. Vielmehr versteht man darunter eine Gleichstellung zwischen Männer und Frauen in den Verhältnissen, was lediglich bedeutet, dass beide in erster Linie Arbeitskraftbehältnisse sind. Frauen wie Männer sollen gleich im Produktionsprozess ausgebeutet werden. Dazu müssen Frauen zumindest teilweise von den Zwängen der Küche und des Kindes befreit und den Zwängen der Lohnarbeit zugeführt werden. Dementsprechend fokussieren sich Forderungen, die einer solchen feministischen Idee entsprungen sind, auf die Schaffung von möglichst langen außerhäuslichen Betreuungsmöglichkeiten von Kindern und der Förderung von sogenannten familienfreundlichen Unternehmen. Schließlich braucht der Kapitalismus auch neue Arbeitskräfte, die geboren und erzogen werden wollen. Die Vereinbarung von Familie und Beruf stellt zur gleichen Zeit für viele Frauen bei immer niedrigeren Reallöhnen und zunehmenden Lebensunterhaltskosten eine Notwendigkeit dar.

Weg mit der Arbeit!

So ist der Ruf nach Arbeit, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, verständlich. Er ist eine moralische Empörung über die Verhältnisse, die Menschen in einem Mangel leben lassen, aber er stellt bei weitem noch keine Kritik an eben diesen Verhältnissen dar. Wenn eben diese Verhältnisse aufgehoben werden sollen, „in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“, muss der Mensch auch von der Lohnarbeit befreit werden. Das Ziel des Menschen ist nicht die Arbeit, sondern die Muße, wie Oscar Wild es bereits formulierte. Denn nur in der Muße kann der Mensch, frei von allen Zwängen, anfangen über sich und sein Geworden-Sein in der Welt nachzudenken und die Grundlage für eine bessere Gesellschaft zu schaffen. 


Lesung – Punk statt Putin, Konzert – Malou, Auflegen – Sub Pub Crew & Chopper Off Records

Das Warten hat ein Ende! Am 30.04.25 liest Norma Schneider aus ihrem Buch „Punk statt Putin“

»Punk statt Putin«-Autorin Norma Schneider stellt verschiedene Formen der Gegenkultur in Russland vor – von der Undergroundszene und feministischer Selbstorganisation über mutige Protestaktionen im öffentlichen Raum und Protestmusik bis zu queerer Literatur – und ordnet sie in ihren Kontext ein: Wie sieht der kulturelle Mainstream in Russland aus? Wie reagiert das Putin-Regime auf Gegenkultur? Was hat sich seit dem 24. Februar 2022 geändert? 
»Punk statt Putin« zeigt zwei Welten: Auf der einen Seite den immer repressiver werdenden autoritären Staat, der nicht davor zurückschreckt, kritische Künstler*innen für viele Jahre ins Straflager zu bringen. Und auf der anderen Seite oppositionelle Künstler*innen und Aktivist*innen, die sich Nischen suchen, Spielräume nutzen und kreativ mit ihrer verzweifelten Lage umgehen – auch im Exil. 

Außerdem gibt’s musikalische Unterstützung von der Sub Pub Crew, Chopped Off Records und Malou.

Einlass im AZ ist um 18.30 Uhr.

Bis dahin!

Schwarz-Rote Kneipe: Marx – Eine Einführung

Wir möchten euch herzlich zu unserer Schwarz-Roten Kneipe im April einladen. Niemand hat gefragt! Wir machen es trotzdem!

In dieser SRK wollen wir mal wieder gefährliches Halbwissen über Marx verbreiten. Diesem alte weiße Mann geht es bekanntlich darum, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“ Doch was bedeutet das konkret in der Praxis? Ist Kommunismus vielleicht doch mehr als „Sowjetmacht plus Elektrifizierung des Landes“? Ist es mehr als die Bourgeoisie zum Teufel zu jagen, die Diktatur des Proletariats oder gleich den Rückzug in den Primitivismus bzw. die Anbetung eines mysteriösen Ur-Kommunismus?

Lasst uns bei günstigem Bier und leckerem, veganem Essen streiten und debattieren. Wir kochen also wie jeden Monat ein veganes Abendessen, welches ihr vor dem Vortrag mit einem kühlen Getränk genießen könnt. Kommt rum! Wir freuen uns auf euch!

Mittwoch, 16.04.25 | 18:30 Uhr | AZ Aachen

In Gedenken an Thomas Schulz – Gemeinsame Anreise zur Demo am 29.03.25

Am 29.März fahren wir gemeinsam nach Dortmund, um dort an der Demonstration in Erinnerung an Thomas „Schmuddel“ Schulz und allen Opfern rechter Gewalt teilzunehmen. Wir fahren gemeinsam mit der Antifa cgn der Antifa Bonn und der Gruppe Polaris nach Dortmund.

Wir treffen uns in Aachen um 10:30 vor dem Hauptbahnhof.

Am 28.März 2005 wurde Schmuddel in der Dortmunder U-Bahn-Station von einem Neonazi erstochen. Die @autonome_antifa_170 und die @antifa_union_dortmund rufen dieses Jahr wieder zu einer Demonstration zum 20. Todestag von Schmuddel auf.

Den gesamten Aufruf zur Demonstration lest ihr unter: https://dortmund.noblogs.org

Kommt also am 29.März mit uns nach Dortmund.
Kein Vergeben, kein Vergessen!!

 

 

Die feministische Verschwörung – Antifeminismus als Ideologie

@free-birnie-unsplash

Die Spätmoderne ist durchzogen von misogynen und queerfeindlichen Einstellungen, Äußerungen und Taten. Sei es, dass die CDU in den 90ern gegen die Einführung eines Gesetzes zur Bestrafung der Vergewaltigung in der Ehe votierte, in pädagogischer Ratgeberliteratur über die besondere Bindung zwischen Mutter und Kind fabuliert oder Männern qua Natur eine besondere Verbindung zu motorisierten Gegenständen unterstellt wird. Solche Beispiele zeigen eine Verankerung dieses Denkens in der Gesellschaft, jedoch kann erst ab einem bestimmten Zeitpunkt von einer organisierten Debatte gesprochen werden. Weiterlesen

Intersektionen zwischen Antifeminismus und Antisemitismus – Rede auf der 8. März Demo 2025

Hiermit dokumentieren wir unseren Redebeitrag auf der Demo anlässlich des feministischen Kampftages 2025 in Aachen. Die Demo wurde vom Bündnis für ein Ende der Gewalt organisiert. Es nahmen ca. 800 Menschen teil.

Stephan Balliet, der am 9. Oktober 2019 – Jom Kippur – mit selbstgebauten Schusswaffen versuchte, die Synagoge in Halle anzugreifen, sich dabei aufzeichnete und seinen Angriff live streamte, begann seinen Anschlag damit, dass er Jüd:innen, Feminist:innen und Migrant:innen die Schuld an seiner persönlichen Lebenssituation und den Verhältnissen in Deutschland gab. Er glaubte an die zionistische Weltverschwörung und daran, dass Deutschland ein „Zionist Occupied Government“ sei. Darum hatte er sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele jüdische Menschen zu ermorden. Er konnte seine Tat jedoch nicht wie geplant umsetzen. Nicht, weil ihn damals Polizist:innen daran hinderten, in die wegen des Feiertages gut besuchte Synagoge einzudringen, sondern weil er die massive Eingangstür der Synagoge nicht zu öffnen vermochte. Aus Frust darüber wandte er sich vom Gebäude ab und schoss mehrfach auf Jana Lange. Dann fuhr er zu einem Dönerimbiss und erschoss dort Kevin Schwarze, weil er diesen für einen Migranten hielt. Da sich im späteren Gerichtsprozess herausstellte, dass dieser Deutscher war, entschuldigte er sich dafür und gab an, diesen Mord zu bereuen. In seinen vor dem Anschlag veröffentlichten Unterlagen findet sich eine Zeichnung eines „Katzenmädchens“ in einem Karton. Das Bild ist untertitelt mit: „Werde Techno-Barbar und bekomme ein Katzenmädchen geschenkt.“ Hinter dieser Aussage verbirgt sich der Glaube, in Walhalla nach vollendeter Tat eine devote Frau geschenkt zu bekommen. Weiterlesen

Schwarz-Rote Kneipe: Anarchistische Staatskritik

Wir alle haben es schon einmal gehört: die Anarchist:innen sind gegen den Staat.
Mal wollen sie in zerschlagen, mal abschaffen, mal überwinden.
Während für die Anhänger des Staates, egal ob sie ihn als sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaat, als konservativen Ordnungsstaat oder liberalen Minimalstaat denken klar ist, dass es den Staat braucht und dass die Alternative nur ein auf Gewalt basierendes Chaos sein kann, haben Marxist:innen einen andere Kritik.
Einerseits geben sie vor das Ziel, die Staatenlose Weltgemeinschaft zu teilen, andererseits sehen sie im Staat ein neutrales Instrument dessen sie sich nur zu bemächtigen brauchen um den Kommunismus einführen zu können. Und dann stirbt der Staat irgendwie ab.
Aber was ist eigentlich anarchistische Staatskritik genau?
Anarchist:innen wenden sich von jeher gegen jede Ausbeutung und gegen jede Unterdrückung des Menschen durch den Menschen. In diesem Sinne ist anarchistische Staatskritik nur ein Aspekt der Verhältnisse, die umgestürtzt werden sollen. „Der Staat“ ist ein Knotenpunkt in dem Geflecht, das Ausbeutung und Unterdrückung möglich möglich macht. Aus der Kritik entstand ein facettenreiches Verständnis vom „Staat“. Es beinhaltet unter anderem ökonomische, soziale und kulturelle Aspekte. Außerdem ist „der Staat“ auch immer umkämpftes Terrain, was sich in der jeweiligen Gewichtung niederschlägt.

Rudolf Mühland wird einführend auf einige Aspekte anarchistischer Staatskritik eingehen und sie kurz umreissen. Anschliessend ist Zeit einige Punkte in der Diskussion zu vertiefen oder weitere Punkte einzubringen.

Wie jeden Monat kochen wir ein veganes Abendessen, welches ihr vor dem Vortrag mit einem kühlen Getränk genießen könnt. Kommt rum 🙂

Mittwoch, 19.03.25 | 18:30 Uhr | AZ Aachen

Redebeitrag Tag gegen Gewalt an Frauen 25.11.2025 – Antifeminismus

Dieser Text dokumentiert unseren Redebeitrag auf der Demonstration am 25. November 2024 in Aachen, dem Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Diese Demonstration wurde von unseren Genossinnen vom Bündnis für ein Ende der Gewalt organisiert.

Antifeminismus der Neuen Rechten

Was wir derzeit erleben, ist ein antifeministischer Rollback in nahezu allen westlichen Demokratien und darüber hinaus. Dies hängt unmittelbar mit dem Erfolg der Neuen Rechten zusammen, deren Antifeminismus zentraler ideologischer Bestandteil und trotz aller sonstigen Differenzen länderübergreifend feststellbar ist.

Der Kampf gegen Gewalt an Frauen wird immer mehr ein politischer Abwehrkampf gegen  die Gefahr von Rechts. Und angesichts der erneuten Wahl eines Vergewaltigers und Rassisten zum US-amerikanischen Präsidenten erscheinen solche Kämpfe gleichzeitig notwendiger wie auch hoffnungsloser.

Ein Blick nach Russland zeigt eine neue Stufe dystopischer Entwicklungen im antifeministischen Kampf der Rechten. Dass Frauen selbstbewusst für ein Leben ohne eigene Kinder einstehen wollen, soll neuerdings aus der russischen Öffentlichkeit getilgt werden, notfalls mittels horrender Geldstrafen. In keinem Film und keiner Serie sollen mehr Lebensmodelle dargestellt werden dürfen, die nicht einem heteronormativen Bild von Mann, Frau und möglichst vielen Kindern entspricht. Kinder gebären gilt nun als patriotische Pflicht und offenbart einen weiteren völkischen Turn im faschistischen Regime Russlands. Weiterlesen

Redebeitrag – Die radikale Linke und der Zionismus – 6.10.24 in Köln

Wir dokumentieren hier unseren Redebeitrag auf der Demonstration „Ein Jahr nach dem 7. Oktober – Antifa heißt Israelsolidarität“ in Köln am 6. Oktober 2024. Der Redebeitrag setzt sich mit dem Antizionismus der radikalen Linken (in Deutschland) auseinander:

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,

Wir stehen hier fast genau ein Jahr nach den antisemitischen Überfällen der Hamas und ihrer Verbündeten auf die Zivilbevölkerung Israels. Über 1000 Menschen starben – weitaus mehr wurden verletzt. Unsere Gedanken sind bei den verbliebenen Geiseln, sie müssen so schnell es geht freikommen!

Doch unser Redebeitrag handelt nicht von den Opfern dieses Anschlags. Wir wollen auf das schwierige Verhältnis von Zionismus und radikaler Linke schauen. Zwei linke Gruppen – die PFLP und die DFLP – hatten sich an dem Massaker beteiligt. Die teils islamistischen Antiisrael-Demos im Westen werden von Linken mitgetragen oder organisiert. Und im deutschsprachigen Raum wurde und wird kein politischer Konflikt innerhalb der Linken mit so einer Härte, verbal wie auch tätlich, geführt.

Moishe Postone schrieb mal über die deutsche Linke, dass keine Linke so israelfreundlich war, wie sie nach dem Sechstagekrieg antizionistisch wurde. Kurz nach der Gründung Israels konnte man noch viel mit den sozialistischen Ideen der Pioniere des Staates anfangen. Man hatte noch bewusst vor Augen, was der Antisemitismus in Europa, ausgehend von Deutschland, für katastrophale und genozidale Auswirkungen angenommen hatte. Die Deutschen waren fast erfolgreich gewesen das europäische Judentum zu vernichten, gleichzeitig hatten die anderen Nationen den jüdischen Flüchtlingen nur bedingt Asyl gewährt. Aber als sich die Neue Linke in den 1960ern langsam formierte, kamen auch schon andere Stimmen zu Wort. Die Abgrenzung zu den Eltern und die Frage nach ihrer Rolle im NS nahm zwar bis dahin eine wichtige Rolle in der Identität junger Linker ein. Als der internationale Kampf an Einfluss gewann, wurden Vietnam und Palästina als Identifikationspunkte jedoch immer wichtiger. Weiterlesen