Ein Abend gegen die Instrumentelle Vernunft!
Pandemie, Klimawandel, Kriege, die Steuererklärung, der Verkehrsstau – Krisen über Krisen, und kein Ende in Sicht. Die einen fliehen in den Verschwörungsglauben oder gleich vollends in den Faschismus. Sie sind die Endzeit-Krieger in Tierkostümen, folgen QAnon bis ins Capitol. Sie sind die Aluhut-Trägerinnen, die gegen Chemtrails und Impfzwang demonstrieren. Es sind die Incels, die Reichsbürger, die Kämpfer gegen den »Great Reset« und den »Großen Austausch«. Die anderen halten am gesunden Menschenverstand fest. Sie verteidigen den Experten gegen den Scharlatan, die Vernunft gegen den Wahn. Sie sind fleißig, halten Nationen und Eigentumsordnung für so natürlich, wie dass der Starke den Schwachen besiegen muss. Sie wissen, dass Kollateralschäden nicht schön, aber unvermeidbar sind: Die Hungernden, die Obdachlosen, die Erfrierenden in jedem Winter, die Ertrunkenen im Mittelmeer. An Horoskope glauben sie nur, wenn die ihnen raten zu tun, was die Gesellschaft von den Menschen ohnehin verlangt. Ihre Vernunft ist eine instrumentelle, Vernunft im Dienste der Unvernunft. Es geht nur um das Wie, nicht um das Wofür. Effektivität ersetzt jeden Gedanken an eine menschenfreundliche Einrichtung der Welt. Erlaubt ist selbst im Denken nur, was nützlich ist. Lebenswert ist nur, wer produktiv ist. Normal ist, wer gesund ist und arbeiten kann. Der Weg von Selbstoptimierung zu Eugenik ist kürzer als das Laufband im Fitnessstudio: instrumentell-vernünftig und mörderisch-wahnhaft zugleich. Das ist die Normalität, die die Demokrat*innen verteidigen, auch gegen die Rechten, die für ein neues, noch unmenschlicheres »normal« eintreten. Und alle feiern den normalen Menschen, den schlichten, hart arbeitenden, der von Intellektuellen, Lifestyle-Linken und Eliten verraten wurde – was bloß dem zynischen Zweck dient, die gesellschaftliche Stellung der Subalternen zu verewigen. Überhaupt ist die Normalität, die in jeder Krise als rasch Wiederherzustellende versprochen wird, eine trostlose Hoffnung. Denn der Normalzustand, »dass es so weitergeht«, ist die eigentliche Katastrophe. Auf Bühne und Leinwand besichtigen wir den ganz normalen Wahn und den Wahn der Normalität, das Pathogene im Normalen, und das Irrationale, das aus diesem erwächst. Es wird so witzig, wie Adornos Stahlbäder lustig sind.
Tickets könnt ihr unter tickets@grenzlandtheater.de bestellen oder bar an der Abendkasse kaufen. Eine Karte kostet 7€ und vergünstigt 5€. Wir freuen uns darauf mit euch einen Abend im Grenzlandtheater zu verbringen. Bei Fragen schreibt uns gerne eine Mail.
27.03.2025 // 20:00h // Grenzlandtheater
Spätestens seit der Silvesternacht 2015 in Köln sorgen sich konservative bis extrem rechte Akteur*innen um die Sicherheit von Frauen und Mädchen. Dabei geht es ihnen aber immer nur um das Wohlergehen bestimmter Frauen. Ähnlich verhält es sich mit weiblicher Selbstbestimmung, wie Debatten rund um Schwangerschaftsabbrüche zeigen. Frauen dürfen nur dann selbstbestimmt agieren, solange es dem Standort Deutschland oder eben dem Deutschen Volkskörper dient. Hinter diesen Debatten verbirgt sich jedoch mitnichten ein verquerer Feminismus, sondern viel mehr ein handfester Antifeminismus, der durchaus anschlussfähig zu sein scheint. 

Es war ein politisches Erdbeben, als der Oberste Gerichtshof der USA am 24. Juni 2022 Roe vs. Wade aufhob. Das Grundsatzurteil garantierte bis dato das Recht auf Abtreibung. Die Entscheidung war jedoch nur der vorläufige Höhepunkt einer langen Entwicklung und kam nicht überraschend. Genauso wenig ist es Zufall, dass die autoritären Bewegungen, die weltweit auf dem Vormarsch sind, als erstes die Rechte von Frauen und Queers attackieren. Es geht dabei nicht um religiöse Gefühle oder Identitätspolitik, sondern um den Beginn eines autoritären Umbaus der Gesellschaft – denn Geschlechterverhältnisse und autoritärer Charakter sind eng verknüpft. Der Vortrag gibt einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen sowohl in den USA als auch in Deutschland und zeigt auf, was Patriarchat und Autoritarismus miteinander zu tun haben.
In aktuellen Debatten wird heftig darüber gestritten, ob Prostitution eine Arbeit, wie jede andere sie oder eben nicht. Doch es wird in diesem Zusammenhang selten gefragt, was Arbeit im Spätkapitalismus überhaupt kennzeichnet und wie sich die Formen der spätkapitalistischen Arbeit auf das bürgerliche Subjekt auswirkt. Walter Benjamin schrieb: „Je mehr sich die Arbeit der Prostitution nähert, desto einladender ist es, die Prostitution – wie das seit langem im Argot der Huren geschieht – als Arbeit zu bezeichnen.“ Der Vortrag versucht Antworten auf die Fragen zu finden, was wird in der Prostitution verkauft und wie wird in ihr gearbeitet? 

